Morgens auf dem Weg zur Arbeit bereits den Feierabend herbeizusehnen, kann ein Indiz dafür sein, dass man verliebt ist – oder seinen Job innerlich bereits hinter sich gelassen hat (ArbeitsABC).
Nachdem ich bereits einen Artikel über Langeweile im Job geschrieben habe und er innerhalb kurzer Zeit wirklich eine breite Leserschaft gefunden hatte, habe ich mir Gedanken gemacht, was die Konsequenz von Langeweile im Job sein kann. Ein Ansatz könnte folgender sein: Mitarbeiter haben nach einiger Zeit der Langeweile innerlich gekündigt. Doch was genau bedeutet das und was sind Anzeichen dafür?
Was bedeutet es, innerlich gekündigt zu haben?
„Die innere Kündigung als Begriff der Arbeitswelt ist eine neuere Wortbildung, mit der die Phänomene mangelnder Arbeitsmotivation und Minimierung des Arbeitseinsatzes bis zu einem gerade noch vertretbaren Ausmaß begrifflich zu fassen versucht werden. Es wird nicht der formale Arbeitsvertrag, sondern der „psychologische Vertrag“ gekündigt. Innere Kündigung wird auch als eine Form des verdeckten industriellen Konflikts verstanden, die mit der Protestform Dienst nach Vorschrift Ähnlichkeiten aufweist“ (Quelle Wikipedia). Diese Definition trifft es in einer ersten Sicht recht genau. Mitarbeiter sind also in erster Linie nur noch schriftlich an das Unternehmen gebunden und reduzieren ihre Arbeit auf ein Minimum. In der Umgangssprache sagten mir einige meiner Probanden, welche ich im Zuge des Artikels befragte, oft und gerne: Nach 8h lasse ich den „Stift fallen“ und verlasse fluchtartig das Gebäude des Unternehmens.
Es dauert eine Weile, bis die „innere Kündigung“ vollzogen ist
Die innere Kündigung ist ein schleichender Prozess, welcher oft erst bemerkt wird, wenn es bereits zu spät ist. Manchmal haben auch Fehler von Führungskräften Einfluss darauf, dass sich eine innere Kündigung entwickelt. Übermäßige Kontrolle oder das wiederholte Übergehen des Mitarbeiters, ausgeprägt autoritäre Firmenstrukturen, starre Hierarchien oder eine hermetische Haltung der Chefetage können die Ursachen für den verheimlichten Rückzug sein. Welche Motive können sonst noch hinter einer solchen inneren Kündigung stehen? Dafür finden sich zahlreiche Gründe wie z.B.:
- Die Bezahlung
- Belohnung und Anerkennung fehlt
- Ziele sind unklar
- Mitarbeiter werden ignoriert
- Fehlende Integration ins Unternehmen
- Führung ist „nie da“
- Keine Weiterentwicklung
Doch wie kann ich selbst feststellen, ob ich bereits innerlich gekündigt habe? Das Magazin Karrierebibel hat dazu einige Thesen aufgestellt. Wenn Sie sich in diesen wieder finden, dann scheinen Sie innerlich gekündigt zu haben. Es sind recht viele Thesen und ich gebe hier nur eine Auswahl davon wieder, welche meiner Meinung nach die Kernpunkte treffen.
- Sie schleppen sich montags bereits ins Büro und können das Wochenende nicht erwarten.
- Bei jeder Aufgabe, die Sie übernehmen müssen, stöhnen Sie innerlich auf.
- Es ist Ihnen nicht mehr so wichtig, wie gut Sie Ihre Arbeit machen. Sie haben eine „Ist-mir-doch-egal-Haltung“ eingenommen.
- Sie übernehmen keine Zusatzaufgaben und melden sich nicht mehr freiwillig.
- Die Interaktion mit Ihren Kollegen beschränkt sich nur noch auf Berufliches.
- Wenn Ihre Kollegen nach Feierabend etwas trinken gehen, gehen Sie nicht mit.
- Sie halten Ihren Chef für einen Idioten.
- Sie sehen bei Ihrem aktuellen Arbeitgeber keine Entwicklungsmöglichkeiten.
- Wenn Sie von Ihrer Arbeit sprechen, sprechen Sie von „die“, nicht von „wir“.
- Sie haben nicht das Gefühl, sinnvolle Arbeit zu leisten.
Beantworten Sie eine kurze Frage!
„Geben Sie ihren Verstand bitte beim Empfang ab“
„Müssen Sie auch Ihren Verstand am Empfang abgeben? Große Organisationen scheinen dafür gemacht, ihren Leuten das Denken abzugewöhnen und sie zu traurigen Fatalisten zu machen. Viele ziehen die Konsequenz und gehen. Ähnliches Frust-Potential hat die Budget-Planung. Da wird von Führungskräften und Budgetverantwortlichen akribisch gerechnet, geplant, präsentiert, geändert, gedacht. Doch wenn das Machwerk vom Controlling zurückkommt, sind ganz trocken einmal 30 Prozent des Budgets gestrichen – ohne Erklärung, ohne innere Logik, ohne Verstand, meist im Rasenmäherprinzip. Was wird der so getäuschte Manager im nächsten Jahr tun?“ (Manager Magazin). Sicherlich würd dieser wohl kurz oder lang innerlich kündigen.
Weiterhin sagt das Magazin: „Theoretisch ist das ja auch gewollt: Mitarbeiter, die Mitdenken und eigenverantwortlich Handeln, die entscheidungsfreudig sind und auch mal ein Risiko eingehen, die so handeln, als gehöre ihnen die Firma selbst und als seien sie nicht nur Arbeitssklave, Befehlsempfänger, Frontsoldat. Das Wort Intrapreneur ist in aller Munde“. Es zeigt sich also scheinbar, dass niemand absichtlich so handelt. Meine Meinung dazu ist auch nicht, dass grundlegend große Unternehmen schlecht sind oder Management abgeschafft werden sollte. Jedoch sollten wir gewisse Ursachen für diese innere Kündigung identifizieren und diese gezielt beheben. Dies sehe ich als Aufgabe von Managern in der modernen Zeit. Auffällig ist, dass man weniger Meldungen über Burnouts findet, sondern wirklich überwiegend über Boreout.
Durch innere Kündigungen entsteht ein enormer wirtschaftlicher Schaden
Oftmals schweigen Arbeitnehmende und treffen den Entschluss innerlich zu Kündigungen im Verborgenen. Das Schweigen kommt daher, dass man einfach seinen Job behalten möchte und sich heimlich etwas besseres sucht oder einfach durchhält indem man untertaucht (eigene Erfahrung). Auf die Frage wie es läuft sagt man meist: ja klar alles passt!
Was kann man nun also tun, wenn man innerlich gekündigt hat? Die Meinungen in den Magazinen sind durchaus gleich: Man soll aktiv werden, Gespräche suchen und die Situation analysieren. Liest man jedoch die Kommentare unter den Artikeln, haben es Betroffene oft sehr lange versucht und aus „Frust“ anschließend innerlich gekündigt. Wenn man ständig gegen eine Wand läuft, gibt man anscheinend irgendwann auf. Zumindest habe ich das zwischen den Zeilen rauslesen können.
Es scheint also am Ende irgendwie ein Problem der Organisation zu sein, was Mitarbeiter bewegt innerlich zu kündigen. Ich denke nicht, dass die aktuelle Forschung oder die Artikel, welche man im Internet findet, auch nur ansatzweise in der Lage sind das Problem vollständig abzubilden. Wir befinden uns hier noch Anfang einer langen Forschung. Ein Ansatz scheint jedoch der strukturelle Wandel von Organisationen zu sein. Hier stellt sich also die Frage ob solche Langweile auch in Organisationsformen wie Demokratie, Holacracy oder Soziokratie immernoch so häufig vorkommt oder ob es ein Phänomen von klassischer Hierarchie ist. Was denken Sie? Schreiben Sie es doch in die Kommentare. Was denken Sie über Konzepte wie NewWork oder Futurework als Lösung gegen eine solche Langweile?
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