Kein Wort wird aktuell so oft in den führenden Magazinen verwendet wie die „digitale Transformation“. So stellt sich also die Frage: Was ist die digitale Transformation und wie lässt sich diese definieren? Dieser Artikel soll im Folgenden einige Punkte dieses Trends zusammenfassen und neben einer formalen Definition auch Gründe, Potentiale und Akteure des „Buzzwords“ aufzeigen.

Die digitale Transformation ist sehr komplex und vielschichtig und kann schnell überfordern!

Digitale Transformation Definition

Unter Digitalisierung wird im Allgemeinen eine digitale Umwandlung und Darstellung bzw. Durchführung von Information und Kommunikation oder die digitale Modifikation von Instrumenten (Gabler Lexikon) verstanden. „Die Digitale Transformation wird als die exponentielle und dauerhafte Veränderung von Gesellschaft und Unternehmen auf Basis von Technologie verstanden“ (Lindner und Leyh 2018). Petry (2016) sieht als Basis der Digitalisierung die rasante Technologische Entwicklung, welche in den letzten Jahren immer schneller wurde und spricht daher vom Zeitalter der Beschleunigung. Im Buch von Hoffmeister findest sich außerdem, dass die Basis der Digitalisierung auch eine Art Dominoeffekt ist: Somit ebnen vorhandene Technologien den Weg für weitere Technologien.

Die digitale Transformation bezeichnet also Änderungsprozesse, aufgrund von digitalen Technologien in hoher Geschwindigkeit. Als treibende Kraft dieser Digitalisierung wird in vielen Quellen die Veränderungen der Kundenwünsche genannt, welche nur noch mit digitalen Technologien bedient werden können. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Streamingdienst Spotify, der Musik immer, überall, jederzeit und kostengünstig (bis zu einem gewissen Grad sogar kostenlos) zugänglich macht.

Insgesamt unterscheidet die Akademie zwischen Enablern und Akteuren. „Enabler“ sind mehr oder weniger „Ermöglicher“ und schließen u.a. folgendes ein:

  • zum ersten Digitale Technologien (Cloud Computing, …),
  • digitale Infrastrukturen (Protokolle,…) und
  • zu guter letzt digitale Anwendungen (Online Banking,…).

Auf Basis dieser „Ermöglicher“ entstehen neue Verwertungspotentiale in neuen Bereichen. Unternehmen beginnen diese zu erkunden und in ersten Pilotprojekten auszuprobieren. Beispiele sind: digitale Geschäftsmodelle und digitale Wertschöpfungsnetzwerke. Digitale Geschäftsmodelle beschreiben die Veränderung von von analogen zu digitalen Modellen. Ein gutes Beispiel ist hier das Online-Ticket der Deutschen Bahn. Digitale Wertschöpfungsnetzwerke sind z.B. virtuelle Teams.

Die digitale Transformation betrifft viele Menschen: Unternehmer, Forscher und Mitarbeiter sowie zahlreiche andere Bürger der Bundesrepublik und über deren Grenzen hinaus. Diese können nun in Echtzeit miteinander kommunizieren oder Ereignisse aus ihrem Leben im Live-Stream mit Anderen teilen. Erst gestern habe ich mich mit meiner Zahnbürste vernetzt. Diese neuen Möglichkeiten haben jedoch auch Schattenseiten: Mangelnder Datenschutz und Information-Overload sind nur zwei der negativen Folgen.

Ein anderer Akteur sind Unternehmen. Hier wandelt sich die Arbeit in sogenannte digitale Arbeit – auch Geschäftsmodelle wandeln sich fundamental. Ebenfalls betroffen sind Wissenschaft und Lehre in Form neuer Möglichkeiten zur Archivierung, Publikation und Aufbereitung der Forschung sowie E-Learning. Auch bietet die Digitalisierung zahlreiche Herausforderungen für Regierungen: Hauptaufgabe wird hier die Lenkung dieser Transformation durch Gesetze und Richtlinien sowie die eigene Transformation der behördlichen Abläufe sein.

Digitale Transformation
Einfluss und Auswirkungen des Megatrends auf Forschung, Gemeinschaft, Staat und Forschung (von Thomas Kofler – Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48399771)

Treiber der digitalen Transformation

Doch warum sprechen wir ausgerechnet jetzt von einer digitalen Transformation – warum ist die Geschwindigkeit genau jetzt schnell genug? Zur Beantwortung dieser Frage(n) hat Petry (2016) das folgende Diagramm sowie Treiber für den digitalen Wandel geliefert. Zu Beginn steht das exponentielle Wachstum von Unternehmen mit den Kernthemen der Vernetzung, AI und Big Data. Konsequenzen sind vor allem die Veränderung der Arbeit an sich, die des Kundenverhaltens und die der allgemeinen Wettbewerbssituation.

digitale transformation definition
Treiber und Konsequenzen der digitalen Transformation (Eigene Darstellung nach der Idee von Petry 2016).

Aber wir digitalisieren uns doch schon seit 50 Jahren!

Die Digitalisierung gibt es schon sehr lange und Unternehmen machen das nicht erst seit gestern!

Aktuell ist die größte Kritik an der These zur digitalen Transformation, dass wir uns bereits seit vielen Jahren digitalisieren. Das ist richtig und trifft vollkommen den Kern. Schaut man in aktuelle Literatur oder direkt in die Unternehmen, dann bemerkt man jedoch einen gravierenden Unterschied: Während wir vor vielen Jahren noch weitgehend an der Oberfläche eine Digitalisierung betrieben haben, bewegen sich Unternehmen nun in eine tiefergreifende Digitalisierung vor. Ein gutes Bespiel ist der Friseurbesuch: Hier buche ich über eine App meinen Termin. Dieses Vorgehen ist definitiv digital. Der eigentliche Schneidevorgang wird jedoch noch analog ausgeführt. Klassisches People Business ist demnach nicht skalierbar, da pro Kunde ein Mitarbeiter benötigt wird. Ähnlich wie im Consulting, in dem viele Tools den Berater unterstützen, aber die eigentliche Beratung noch analog stattfindet und der Berater selbst noch nicht digitalisiert ist. Mehr dazu finden Sie im Artikel zu Consulting 4.0. Dieser zeigt zwei Beispiele von klassischem People Business. Natürlich gibt es noch keine direkten Antworten auf diese Fragen, doch zeigt sich momentan ein deutlicher Trend zu einer tiefergreifenden Digitalisierung mit fundamentaler Verhaltensänderung. Digitale Transformation ist also eine tiefgreifende soziale Änderung im Verhalten der Menschen durch digitale Technologien. Ein bereits existierendes Beispiel ist Remote-Arbeit statt klassischer Anwesenheitspflicht.

Evolutionsstufen der digitalen Transformation

Im Blog der Social Collaboration Academy habe ich außerdem eine schöne „Stellungnahme“ zur Kritik, dass wir uns doch bereits seit Ewigkeiten in einer digitalen Transformation befänden, gefunden: Laut des Artikels, gibt es 4 Stufen der Digitalisierung – von einer digitalen Transformation reden wir jedoch erst, seitdem wir versuchen die Realwelt und die digitale Welt zu vernetzen.

  • Die erste Evolutionsstufe dauerte von ca. 1990 – 2000 und beschäftigte sich mit der Vernetzung von Computern.
  • In der zweiten Evolutionsstufe von ca. 2000 – ca. 2015 ging es primär um eine allgemeine Akzeptanz und allgemeine alltägliche Einführung und Nutzung mobiler Geräte.
  • Die jetzt vor uns liegende dritte Evolutionsstufe, deren Dauer Experten von ca. 2015 – 2030 veranschlagen, fokussiert sich auf Themen wie die allgemeine Reife der Systeme und das Internet der Dinge.
  • Mit der vierten Evolutionsstufe, die ab ca. 2030 beginnen soll, könnte es zu einer vollkommenen Verschmelzung der realen und digital vernetzten Welt kommen.
digitale Transformation
Die Evolution der digitalen Transformation (Eigene Darstellung nach einer Idee der Social Academy)

Transformation, wandel, Evolution oder Revolution?

Überall finden sich viele Begriffe für die digitale Transformation und ebenso viele Meinungen. Ist es nun eine digitale Transformation oder nicht? Eine Transformation hat einen Anfang und ein Ende. Ein Wandel steht für einen Zustand, der in einen anderen Zustand übergeht. Evolution steht für die friedliche Weiterentwicklung von etwas und Revolution für eine grundlegende, oft gewaltsame, Neuerung eines jeweiligen Status Quo. Lesen Sie dazu auch meinen Artikel zur digitalen R(evolution). Viele bezeichnen die digitale Transformation auch einfach als „Digitalisierung“. Dies würde jedoch einfach bedeuten: Etwas analoges wird eben digital. Was denken Sie: Welches „Label“ sollte man dem digitalen Wandel verpassen?

Welcher Begriff trifft für Sie am besten zu?
abstimmen!

Digitalisierung in deutschen Unternehmen

In der deutschen Unternehmenslandschaft ist die Digitalisierung kein neues Thema. Schon lange werden Prozesse digital unterstützt oder sogar vollständig automatisiert. Der wesentliche Unterschied in der aktuellen Diskussion ist die erhöhte Geschwindigkeit und Komplexität der Veränderungsprozesse, die mittlerweile tiefgreifende Prozessveränderungen und sogar Arbeitsplatzverluste mit sich bringen können (Lindner 2019).

Ich habe dazu in meiner Promotion Lindner (2019) einige Beispiele bereits identifiziert: So plant bspw. Siemens bis 2020 über 7000 Jobs in der Verwaltung zu automatisieren (Heise 2018). Auch die deutsche Telekom erprobt die Nutzung von Chatbots im Kundenservice, was zahlreiche Arbeitsplätze verändern könnte (Handelsblatt 2018) und DHL experimentiert bereits seit 2014 mit der Auslieferung von Paketen mit Drohnen (DHL Paketkopter T3N 2018). Ein weiteres Beispiel sind die Bemühungen um selbstfahrende Autos bei Audi, VW und Daimler, welche die gesamte Mobilität in Deutschland grundlegend verändern könnten (Manager Magazin 2018).

Diese wenigen Beispiele zeigen, dass die Digitalisierung laut der Praxisliteratur zahlreiche tiefgreifende Änderungen mit sich bringen könnte.

Was ist digitale Transformation?

Viele Unternehmen treiben schon lange die Digitalisierung der Gesellschaft voran. Von der digitalen Transformation sprechen wir nun aber wegen der Geschwindigkeit und der tiefgreifenden digitalen Änderungen. Wurden digitale Technologien vorher oft nur „an der Oberfläche“ verwendet, sind es nun tiefgreifende Änderungen bis hinein ins ursprüngliche Geschäftsmodell. Zusammengefasst sprechen wir auch von einem digitalen Wandel oder einer digitalen Evolution bzw. Revolution. Lesen Sie an dieser Stelle auch meinen Artikel zur digitalen (R)evolution – eine weitere Empfehlung ist das Buch von Petry.

Genderhinweis: Seit Anfang 2022 achte ich darauf, dass ich immer genderneutrale Formulierungen verwende. Vor 2022 habe ich zur leichteren Lesbarkeit die männliche Form verwendet. Sofern keine explizite Unterscheidung getroffen wird, sind daher stets sowohl Frauen, Diverse als auch Männer sowie Menschen jeder Herkunft und Nation gemeint. Lesen Sie mehr dazu.

Rechtschreibung: Ich führe diesem Blog neben dem Job und schreibe viele Artikel in Bahn/Flugzeug oder nach Feierabend. Ich möchte meine Gedanken und Ansätze als Empfehlungen gerne teilen. Es befinden sich oftmals Tippfehler in den Artikeln und ich bitte um Entschuldigung, dass ich nicht alle korrigieren kann. Aber Sie können mir helfen: Sollten Sie Fehler finden, schreiben Sie mich gerne an! Lesen Sie mehr dazu.

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Ich arbeite gerne mit Unternehmen zusammen. Sie können mich ebenfalls gerne bezüglich folgender Punkte anfragen:



Verwendete Quellen anzeigen

Hoffmeister, Christian, Yorck von Borcke: Think New! 22 Erfolgsstrategien im digitalen Business. Hanser, 2015.

Lindner, D. (2019). KMU im digitalen Wandel: Ergebnisse empirischer Studien. Wiesbaden: Springer Gabler.

Lindner, D., & Leyh, C. (2018). Organizations in Transformation: Agility as Consequence or Prerequisite of Digitization? In 21st International Conference on Business Information Systems (p. 15).

Thorsten Petry: Digital Leadership. Haufe, 2016.

Autor

Ich blogge über den Einfluss der Digitalisierung auf unsere Arbeitswelt. Hierzu gebe ich Inhalte aus der Wissenschaft praxisnah wieder und zeige hilfreiche Tipps aus meinen Berufsalltag. Ich bin selbst Führungskraft in einem KMU und Ich habe berufsgeleitend an der Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl für IT-Management meine Doktorarbeit geschrieben.

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