Grounded Theory ist ein sozialwissenschaftlicher Ansatz zur systematischen Sammlung und Auswertung vor allem qualitativer Daten (Interviewtranskripte, Beobachtungsprotokolle) mit dem Ziel der Theoriegenerierung. Sie stellt dabei keine einzelne Methode dar, sondern eine Reihe ineinandergreifender Verfahren (Quelle: Wikipedia).
Oft merke ich, dass in vielen neuen Themen um den digitalen Wandel keine direkte Literatur existiert und somit dies nicht durch eine normale Literaturanalyse erforscht werden kann. Somit muss der Forscher also selbst Wissen erzeugen. Dazu kann die Grounded Theory helfen.
Was ist die Grounded Theory?
Dazu sagen Bodendorf et al. (2010): Die Grounded Theory wird durch systematische Erhebung und Analyse von, auf das Untersuchungsobjekt bezogenen, Daten induktiv abgeleitet (Strauss und Corbin 1996, S. 7). Datensammlung, Analyse und die entstehende Theorie sind in einem Kreislauf angeordnet, der im Rahmen eines Forschungsprozesses mehrfach durchlaufen wird. Die folgende Abbildung zeigt den Regelkreis.

Im Großen und Ganzen bedeutet es, dass Sie sich Probanden aussuchen, diese befragen und das ganze auswerten sowie das weitere Vorgehen planen. Das eigentliche, was an der Grounded Theory schwer zu verstehen ist, ist die Auswertung, also das Kodieren. Es gibt dazu 3 Arten:
- Das offene Kodieren
- Das axiale Kodieren
- Das selektive Kodieren
Beim offenen Kodieren werden die Daten kleinteilig analysiert indem sie in Sinneinheiten gegliedert werden und damit in eine erste Abstraktionsebene überführt werden. Das ist angebracht, wenn Sie absolut keinen Plan haben, wie Sie Ihre Forschung gliedern sollen. Beim axialen Kodieren haben Sie ein Forschungsschema als Grundlage, welches bereits Kategorien vorgibt. Diese prüfen und entwickeln Sie weiter. Hier eignet sich i.d.R. ein Rahmenwerk wie Porters Five Forces oder ähnliches. Beim selektiven Kodieren haben Sie bereits Kategorien und wollen diese als Ziel feiner untergliedern. Beispielsweise: Mobbing am Arbeitsplatz zu aktivem und passivem Mobbing.
Wann verwende ich die Grounded Theory?
Die Grounded Theory nimmt einige Zeit in Anspruch und ist wirklich sehr kompliziert. Sie setzt langen Atem und viel Motivation des Forschers voraus. Nehmen Sie diese also wirklich nur für Ihre Arbeit, wenn Sie richtig Bock haben und das Thema unbedingt treiben wollen und es keine Literatur gibt.
Buchtipp: Grounded Theory
Beispiel der Grounded Theory
Ich habe die Grounded Theory selbst nicht angewandt, allerdings eine Masterarbeit betreut. Bedingt durch den Praxispartner sollte die Bimodale IT erforscht werden. Leider gab es zu diesem Zeitpunkt außer dem Paper von Gartner und einsm einzigen Journalpaper keine weitere Literatur. Also entschieden wir uns die Grounded Theory zu wählen.
Die Studentin hat anschließend im ersten Schritt 5 Interviews im Unternehmen durchgeführt. Dazu soll gesagt sein, dass der Praxispartner ein sehr großer Konzern war und deswegen die Ressource Interviewpartner quasi unendlich zur Verfügung stand.
Im ersten Schritt wurde gefragt: Was verstehen Sie unter Bimodaler IT? Dies haben wir gemeinsam ausgewertet und besprochen. Nun hat Sie im zweiten Schritt gefragt: Welche Anwendungsfälle verbinden Sie mit der Bimodalen IT im Unternehmen?
Nachdem wir dies ebenfalls ausgewertet haben, sind wir in einem dritten Zyklus mit weiteren 5 Interviews gegangen. Da im zweiten Zyklus ständig von der digitalen Transformation geredet worden ist, haben wir uns entschieden im dritten Schritt zu fragen: Was hat Bimodale IT mit der digitalen Transformation zu tun? Dies kann man unendlich fortführen, allerdings waren drei Zyklen für eine Masterarbeit genug. Somit hat meine Masterandin folgenden Zyklus verwendet:
- Problemzentriertes Interview
- Offene Codierung
- Qualitative Inhaltsanalyse
Zusammenfassend ist es also wichtig, dass in jedem Schritt Daten gesammelt und ausgewertet werden. Erst nach Beendigung jedes Schrittes wird der nächste Schritt geplant. Ich empfehle 3-5 Interviews pro Schritt.
Lesetipp: Buchvorschläge zu Abschlussarbeiten

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Verwendete Quellen anzeigen
Bodendorf, F., Löffler, C., & Hofmann, J. (2010). Forschungsmethoden in der Wirtschaftsinformatik. Wirtschaftsinformatik, (1), 1–44.
Strauss, A., & Corbin, J. (1996). Grounded theory. Weinheim. Retrieved from http://cms.educ.ttu.edu/uploadedFiles/personnel-folder/lee-duemer/epsy-5382/documents/Grounded theory methodology.pdf