Agilität ist die Fähigkeit der Informationsfunktion eines Unternehmens, Vorbereitungen zu treffen, um auf wechselnde Kapazitätsansprüche sowie veränderte funktionale Anforderungen sehr schnell, möglichst in Echtzeit, zu reagieren sowie die Möglichkeiten der Informationstechnologie derart nutzen zu können, dass der fachliche Spielraum des Unternehmens erweitert oder sogar neugestaltet werden kann (Quelle).

Im Zuge meiner Forschungsarbeit habe ich zwei Studien analysiert, welche ich in diesem Artikel erläutern möchte um den aktuellen Stand von Agilität darzulegen.

Studie 1: Status Quo Agile Methoden

Die erste Studie wurde von Komus (2020) durchgeführt. Mithilfe einer Onlinebefragung wurden über 600 Fachkräfte zur aktuellen Nutzung und Bedeutung von agilen Methoden befragt. Aus der Erhebung ergibt sich, dass aktuell die überwiegende Mehrheit der Projekte der Befragten gemischt organisiert ist, also agile und klassische Elemente enthält. Laut den Teilnehmern liegt der Anteil der durchgängig agilen Projekte bei 20 %. Weiterhin konzentrieren sich die Projekte mehrheitlich auf die Softwareentwicklung und IT-nahe Themenbereiche (vgl. Abbildung X). Dabei sind im IT-Bereich laut der Studie fast 90 % der angegebenen durchgängig agilen Projekte zu verorten. Gründe für die Nutzung hybrider Ansätze sind vielfach interne Rahmenbedingungen oder die erschwerte Umsetzbarkeit agiler Methoden. 

Die wesentlichen Gründe für die Nutzung agiler Methoden sind laut den Teilnehmern der Studie:

  • Optimierung der Produktentwicklungsgeschwindigkeit (56 %),
  • Optimierung der Produktentwicklungsqualität (39 %),
  • Reduzierung von Risiken (38 %) und
  • Optimierung der Mitarbeiterzufriedenheit (35 %).
Aktuelle Nutzung von agilen Methoden in verschiedenen Bereichen (eigene Abbildung nach Komus 2020)

In der Studie geben 85 % der Teilnehmer an, dass durch den durchgängigen oder teilweisen Einsatz von agilen Methoden eine Verbesserung in bestimmter Form eingetreten ist. Nur 15 % erlebten keine Veränderung. Gleichzeitig bestätigen 70 % der befragten Teilnehmer, dass der Aufwand deutlich höher war als erwartet. Die hauptsächlich verwendeten agilen Methoden sind:

  • Scrum (55 %),
  • Kanban (25 %),
  • DevOps (20 %) und
  • Design Thinking (15 %).

Wie erwähnt, werden agile Methoden zunehmend mit klassischen Vorgehensweisen angewandt. Die wichtigsten Elemente, die von den agilen Methoden übernommen werden, sind laut den Teilnehmern:

  • Sprint Planning (82 %),
  • Daily Scrum (82 %),
  • User Stories (80 %),
  • Product Backlogs (80 %),
  • Sprint Review (78 %),
  • Sprint-Retrospektive (77 %),
  • Kanban Boards (77 %).

Ein letzter wesentlicher Punkt sind Frameworks, mit deren Hilfe die Agilität durch die Kombination von Methoden im Unternehmen skaliert werden soll. Mehr als zwei Drittel der Befragten lehnen diese Frameworks ab. Die Gründe dafür sind, dass der Fokus aktuell auf der Etablierung auf Teamebene gesehen wird oder kein ausreichendes Wissen zur Anwendung des Frameworks im Unternehmen vorhanden ist. Die wichtigsten genannten Frameworks der übrigen Teilnehmer sind:

  • Scaled Agile Framework (54 %),
  • Eigenentwicklung (35 %),
  • Large Scaled Agile (23 %),
  • Spotify-Modell (16 %),
  • Nexus (15 %).

Studie 2: Wahrgenommene Agilität

Gemeinsam mit der Universität St. Gallen hat das Consultingunternehmen Campana und Schott im Jahr 2019 Interviews mit über 500 Führungskräften zum Thema Agilität quer durch alle Branchen durchgeführt. Der Fokus sollte auf der Einschätzung der Agilität des eigenen Unternehmens durch die Führungskräfte liegen.

Beurteilung der Steigerung von Agilität durch die Teilnehmer der Befragung (eigene Abbildung nach Campana und Schott 2019)

Laut der Abbildung stellten fast drei Drittel der Teilnehmer eine Erhöhung der Agilität des Unternehmens fest. Die Steigerungen betreffen die Bereiche:

  • Schnelligkeit der Aufgabenerledigung (90 %),
  • Mitarbeiterzufriedenheit (81 %),
  • Unternehmensleistung (79 %) und
  • Teamorientierung (74 %).

Fazit

Im Fazit lässt sich sagen, dass agile Methoden ein wichtiger Teil von Unternehmen geworden sind und in einigen Bereichen deutliche Verbesserungen gezeigt haben. Besonders zeigte sich, dass nicht die Anwendung der gesamten Methode sondern von einzelnen agilen Best-Practices der Schlüssel zum Erfolg sind. Es gilt: Konstruktive Agilität in Teilen des Unternehmen steigert die wahrgenommene Agilität.

Quellen

Campana-Schott. (2019). Future Organization Report 2019. Retrieved May 20, 2020, from https://www.campana-schott.com/de/de/unternehmen/media-events/studien/future-organization-report

Komus, A. (2020). Ergebnisbericht: Status Quo Scaled Agile 2019/20. Retrieved May 20, 2020, from https://www.process-and-project.net/studien/studienunterseiten/status-quo-scaled-agile-2020/

Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/start-treffen-brainstorming-594091/

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Autor

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