Sicher haben Sie schon von Agilität in Ihrem Unternehmen gehört und die ein oder andere agile Methode ausprobiert. Auch finden sich zahlreiche Artikel über Agilität, welche über vielfältige Themen von Methoden bis Mindset diskutieren. Agile Methoden führen Unternehmen seit mittlerweile fast 10 Jahren ein. Doch wie steht es eigentlich um Agilität und wie agil sind Unternehmen wirklich? Ich zeige im folgenden zwei Studien, welche in Kombination den aktuellen Stand von Agilität sehr gut zeigen. Die zentralen fragen sind:

  • Wie weit sind agile Methoden in Unternehmen verbreitet?
  • Machen die agilen Methoden Unternehmen wirklich agiler?

Studie 1: Status Quo Agile

In der ersten Studie, welche ich ausgewählt habe, hat Prof. Komus mit der GPM 2017 über 700 Projektleiter/innen befragt. Ziel war die Erfassung von agilen Methoden in deutschen Unternehmen. Die wichtigsten Ergebnisse kurz und knapp sind:

  • Agile Methoden werden zu 70 Prozent fast nur in der Softwareentwicklung verwendet und steigen zunehmend in IT-nahen Bereichen.
  • Scrum die am meisten genutzte agile Methoden neben Kanban und DevOps.
  • Stärken der agilen Methoden liegt bei Ergebnisqualität, Kundenzufriedenheit und Bewertung von Fortschritten.
  • Qualität und Risikominimierung Gründe für die Nutzung agiler Methoden
  • Agile Methoden werden oft nur punktuell eingesetzt bzw. agile Elemente werden im klassischen Projektmanagement verwendet.

Ich möchte im folgenden auf zwei spezielle Graphen genauer eingehen. Zum einen ist das ein Graph mit der Bewertung der Bedeutung der agilen Methoden. Es zeigt, dass speziell die agilen Methoden Scrum, Kanban, DevOps und Design Thinking sich verbreiten und immer mehr verwendet werden. Im Fazit kann man sagen, dass sich agile Methoden zu einem wichtigen Teil von Unternehmen entwickelt haben.

Verbreitung der agilen Methoden Quelle Prof. Komus

Weiterhin zeigt die Studie, dass nur 20 Prozent der Projekte durchgängig agil und 12 Prozent durchgängig agil durchgeführt werden. Es finden sich also Mischformen. Prof. Komus hat deswegen die Verbreitung der agilen Elemente erhoben, welche den klassischen Projekten untergemischt werden. Im Fazit finden sich Dailys, Sprint Planning, Backlogs und User Stories mittlerweile sehr oft in klassischen und agilen Projekten.

Verwendung der agilen Elemente Quelle Prof. Komus

Final kann man aus der Studie ableiten, dass agile Methoden weit verbreitet sind und eigentlich schon ein Teil von Unternehmen sind. Offen bleibt für mich nun wie der Nutzen von agilen Methoden ist. Machen diese Unternehmen wirklich agiler? Eventuell kann uns die nächste Studie, welche ich ausgewählt habe mehr sagen.

Übrigens: Die Studie wird alle 2 Jahre neu erhoben und aktuell läuft bis November die Befragung. Nehmen Sie gerne teil! Zur Umfrage!

Studie 2: Future Organization Report

Studie 2 wurde von der Universität St. Gallen sowie Campana und Schott durchgeführt. Es wurden über 500 Führungskräfte und Mitarbeiter zu den Auswirkungen der Nutzung agiler Methoden befragt. Die wichtigsten Ergebnisse sind:

  • Agile Methoden steigern die Motivation der Mitarbeitenden und ermöglichen eine bessere Priorisierung der Aufgaben.
  • Dies erhöht die Geschwindigkeit und Effizienz bei Entscheidungsfindung und Umsetzung
  • Agilität erfordert lebenslanges Lernen und Zusammenarbeit
  • Wichtig ist, dass die Zusammenarbeit, Kommunikation und Entscheidungsfindung auf Augenhöhe stattfinden, unabhängig von der jeweiligen hierarchischen Rolle.
  • Führungskräfte geben in agilen Unternehmen bereits viel Verantwortung ab und schaffen Freiräume.
  • Nur rund ein Viertel der Befragten attestiert der eigenen Firma einen hohen bis sehr hohen Reifegrad an Agilität.
  • Die Führungskräfte der Studie glauben, dass Agilität noch nicht komplett in den Köpfen der Mitarbeiter verankert ist.

Auch hier möchte ich auf zwei besondere Graphen genauer eingehen. Der erste Graph ist die Bewertung der eigenen Agilität. Dabei sollten die Befragten die eigene und persönliche Agilität einschätzen. Die Ergebnisse der Führungskräfte sind überraschend hoch, da eine Führungskraft schon immer hohe Freiräume hatte. Spannend sind die Ergebnisse der befragten Mitarbeiter. Diese liegt laut der Einschätzung recht gut. Auf persönlicher Ebene nehmen die Mitarbeiter entweder keine oder eben etwas mehr Agilität wahr.

Hat sich Ihre persönliche Agilität gesteigert seit der Nutzung agiler Methoden? – Quelle: http://www.future-organization.com/

Schauen wir auf das Unternehmen im Ganzen. Im zweiten Graphen sollten die Mitarbeiter die gesamte Agilität des Unternehmens bewerten. Nachdem die individuelle Agilität nach eigener Wahrnehmung etwas über neutral liegt, scheint die gesamte Agilität des Unternehmens noch stärker bei neutral zu liegen als bei der persönlichen Agilität, welche die Mitarbeiter wahrnehmen. Die Wahrnehmung sowohl auf persönlicher als auch auf unternehmensweiter Ebene zeigt also nur eine kleine Verbesserung.

Hat sich die Agilität Ihres Unternehmens gesteigert seit der Nutzung agiler Methoden? – Quelle: http://www.future-organization.com/

Die Ergebnisse der Befragung lassen die Vermutung zu, dass sich die Agilität der Unternehmen nur sehr wenig gesteigert hat und Mitarbeiter diese eher auf persönlicher Ebene spüren. Es liegt nun an den Managern und Wissenschaftlern weitere Gründe herauszufinden.

Fazit und Diskussion

Agile Methoden sind sehr weit verbreitet und setzen sich zunehmend durch. Auch wenn nicht durchgängig agil gearbeitet wird, werden agile Elemente eigentlich so gut wie fast überall verwendet. Leider zeigt das Fazit auch, dass die aktuellen Bemühungen um Agilität eher auf eine lokale Optimierung getrimmt sind und auch nur einen recht geringen Nutzen bringen. Es bleibt also für Management und Wissenschaft noch viel zu tun durch Beispiel und Vorbildfunktion Agilität auch in den Köpfen und der DNA von Unternehmen zu verankern.

Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/gesch%C3%A4ft-b%C3%BCro-team-kanban-arbeit-4051773/

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Autor

Ich blogge über den Einfluss der Digitalisierung auf unsere Arbeitswelt. Hierzu gebe ich Inhalte aus der Wissenschaft praxisnah wieder und zeige hilfreiche Tipps aus meinen Berufsalltag. Ich bin selbst Führungskraft in einem KMU und Ich habe berufsgeleitend an der Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl für IT-Management meine Doktorarbeit geschrieben.

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