Die Digitalisierung ist ein sehr breites Feld und oft kaum greifbar. Vom Umgang mit Daten bis hin zur Vernetzung von Menschen und Maschinen ist die Bandbreite sehr groß. Wie ich bereits in meinem Artikel zur Digitalen Transformation erwähnt habe, wirkt sich die Digitalisierung mehrheitlich auf Staat, Privatpersonen, Personen, Bildung und Unternehmen aus. Mein Ziel ist es mit diesem Artikel Praktikern einen Überblick über die 6 größten Themenfelder der Digitalisierung und Studenten Hinweisen für die Abschlussarbeit zu geben.
Nutzen für die Praxis
Für Sie als Praktiker liefern die Themenfelder in erster Linie einen Überblick. Aus diesem können Sie auswählen, welche der Themenfelder Relevanz für ihr Unternehmen haben könnten. Es ist klar, dass nicht jedes Themenfeld in jedem Unternehmen Relevanz besitzen kann.
Nutzen für Studenten
Als Studenten suchen Sie sicherlich noch ein Thema für Ihre Abschlussarbeit. Dabei empfehle ich in meinen Artikel sich anfangs auch ein grobes Themenfeld festzulegen. Dies sollte einer der genannten 6 Felder sein. Anschließend können Sie in diesem Feld eine Literaturanalyse starten.
Umfangreiche wissenschaftliche Studie
Dieser Artikel basiert auf der wissenschaftlichen Studie von Lindner und Leyh (2019). Um die Themencluster im Zuge der Digitalisierung von Unternehmen zu identifizieren wurden aktuelle Publikationen um die Digitalisierung von Unternehmen in akademischen Datenbanken gesucht, kategorisiert und gleichwertige Inhalte zusammengefasst.
Die Treffer wurden anschließend reduziert und die Inhalte zu thematischen Clustern zusammengefasst. Diese Cluster werden anschließend ausgewertet und dargestellt. Natürlich gibt es noch weitere Felder, allerdings wollte ich diese Analyse auch nicht zu groß werden lassen.
Themenfelder der Digitalisierung
In diesem Abschnitt erläutere ich kurz die Themenfelder, welche ich aus der Studie ableiten konnte. Ich behandle die Felder nur sehr allgemein und grob. Für konkrete Forschungsfragen und Handlungsempfehlungen schauen Sie bitte in die Originalstudie. Ich sende gerne den Link dazu: schreiben Sie mir einfach eine kurze Mail.
Industrie 4.0 und Automatisierung
Die Digitalisierung bietet zahlreiche neue Möglichkeiten, die auch im Kontext von Produktionsanlagen und Maschinen untersucht werden (Lindner und Leyh 2019). Laut der Studie ist Industrie 4.0 ein Marketingbegriff, der die sogenannte vierte industrielle Revolution beschreibt und diese mit dem Einfluss digitaler Technologien in der Produktion begründet. Dabei steigen ebenfalls mit intelligenter Digitalisierung die Möglichkeiten komplexer Tasks vor allem in der Wissensarbeit vollständig oder zumindest teilweise zu automatisieren.
Mögliche Fragestellungen sind also die Szenarien zur Ausgestaltung der Industrie 4.0 sowie die Auswirkungen der steigenden Automatisierung.
Big Data
Der Begriff „Big Data“ beschreibt den Umgang mit großen Datenmengen im Kontext von Unternehmen (Niebler und Lindner 2019). Dabei werden verschiedenste Themen um die Identifikation, Auswertung und Verwendung von sehr großen Datenmengen diskutiert. Diese Daten können von Sensoren, Mobiltelefonen, Maschinen, Kundenkarten, Fahrzeugen, aus sozialen Medien und vielen weiteren Quellen stammen und müssen aufgrund der großen Menge mithilfe spezieller Verfahren gespeichert, verarbeitet und ausgewertet werden (Lindner 2019). Dabei bieten diese Daten Unternehmen Potentiale für neue Geschäftsmodelle, Märkte, Jobprofile und viele weitere Vorteile.
Mögliche Fragestellungen sind dabei die Potentiale von Daten in Unternehmen sowie der Einfluss auf Unternehmen als auch Fragen um Datenschutz und neuer Jobprofile.
Arbeit, Führung und Organisation
Die Digitalisierung der Arbeitswelt wird unter dem Schlagwort Arbeit 4.0 vorwiegend in deutscher und unter Smart Working in internationaler Literatur diskutiert (Lindner 2019). Inhalt des Begriffs sind dabei laut der Studie neue Arbeitsmodelle, agile Methoden sowie Bürokonzepte mit Fokus auf die Umsetzung in großen Konzernen. Zentrale Frage ist die Gewährung einer höheren Autonomie in Bezug auf Auswahl und Einsatz von IT als auch in Bezug auf Ort und Zeit der Arbeitserledigung einzuräumen (Lindner und Leyh 2019). Dabei ist es auch eine Herausforderung an Führungskräfte Zusammenarbeit bei komplexen und dynamischen Projektaufgaben, die vermittelt über moderne Informations- und Kommunikationstechnologien bearbeitet werden, zu gewährleisten.
Mögliche Fragenstellungen sind dabei die Auswirkungen der Digitalisierung auf Mitarbeiter sowie die steigenden Herausforderungen an Führungskräfte.
Lesetipps:
Innovation/Geschäftsmodelle
Aktuelle Technologieentwicklungen bieten zahlreiche neue Möglichkeiten für Innovationen und Geschäftsmodelle in Unternehmen an (Lindner und Leyh 2019). Diese Diskussion wird laut der Studie seit vielen Jahren anhand ständig wechselnder Technologien wie mittlerweile u. a. Cloud Computing, 3D-Druck und intelligenten Systemen immer weitergeführt. Die Herausforderung liegt dabei u. a. in der Beschaffung von geeigneter IT wie auch deren explorativer Erprobung im laufenden Tagesgeschäft, da nicht jedes neue Geschäftsmodell oder jede Innovation automatisch ein Garant für neue Märkte und Umsatzsteigerung ist (Lindner und Leyh 2019).
Besondere Fragestellungen sind dabei die neuen Möglichkeiten für Geschäftsmodelle durch digitale Technologien als auch die explorative Erprobung.
Lesetipp: Geschäftsmodelle
Globalisierung
Unter Globalisierung im Kontext von Unternehmen versteht die Studie von Lindner und Leyh (2019) grenzübergreifende bzw. weltweite Tätigkeiten, die mittels der Ausnutzung von Standortvorteilen zu Wettbewerbsvorteilen führen sollen. Ein wesentlicher Punkt der aktuellen Diskussion ist die Etablierung einer ausreichenden IuK-Technologie für eine globale Zusammenarbeit.
Besondere Fragestellungen sind dabei die neuen Möglichkeiten zeit- und ortsunabhängig zusammenzuarbeiten.
Lesetipp: Virtuelle Teams
Cloud Computing
Unter Cloud Computing wird die Nutzung von Technologien, um Ressourcen dynamisch zur Verfügung zu stellen, verstanden (Lindner und Leyh 2019). Mittlerweile sind weitaus mehr Unternehmen dabei, Cloud Computing intern zu erproben als noch vor einigen Jahren (Lindner und Leyh 2019). Die Ergebnisse des Themenclusters deuten auf eine höhere Flexibilität in der Skalierung von IT sowie auch auf die Steigerung von Agilität hin. Viele Studien untersuchen deswegen Anwendungsfälle zur Nutzung und Integration von Cloud Computing in Unternehmen sowie auch den Datenschutz.
Besondere Fragestellungen sind dabei die neuen Möglichkeiten durch Cloud Computing.
Lesetipp: Cloud Computing
Relevanz der Themenfelder
Die folgende Abbildung zeigt die Verteilung der KMU in Deutschland. Diese steht etwas sinnbildlich für die Verteilung der Unternehmen. Dabei gilt es jeden Unternehmensbereich separat zu erforschen. Dabei ist klar, dass nicht jedes Thema für jeden Bereich relevant ist. Ich habe z.B. wissensintensive Dienstleistungen erforscht.
Sie sollten die Themen also als Praktiker aus der Brille Ihres Unternehmens betrachten und als Student ebenfalls eine sinnvolle Separierung nach Forschungsobjekt oder Praxispartner vornehmen.
Kurz und knapp sind produzierende Unternehmen sind z.B. Automobilzulieferer, Eisenhersteller, Maschinenbau sowie das klassische Handwerk. Wissensintensive Dienstleistungen sind bspw. IT-Consulting, Softwareentwicklung, Versicherungen, Personalvermittlungen oder Finanzberatungen und das Baugewerbe sollte selbsterklärend sein. Alle drei Gruppen haben unterschiedliche Anforderungen und Rahmenbedingungen. Es gilt dieser in der Strategiefindung oder der Abschlussarbeit darzustellen bspw. ist in der Produktion eher die Vernetzung von Maschinen wichtig und in der Wissensarbeit die Softwareunterstützung komplexer Tasks oder die virtuelle Teamarbeit relevant. Im Folgenden bewerte ich die Themenfelder auf Relevanz. Dies ist dabei meine persönliche Einschätzung und dient als Orientierungshilfe.
Ich habe z.B. mit dieser Methode das Thema meiner Doktorarbeit gefunden. Dazu habe ich einen Roundtable gemacht und Manager aus wissensintensiven KMU eingeladen und diese gefragt: Welche dieser Themen soll ich erforschen? Die 12 Manager haben sich auf Arbeit, Führung und Organisation geeinigt. So war für mich einerseits die praxisrelevanz als auch die Tatsache, dass genug Literatur vorhanden ist sichergestellt.
Lesetipp: Thema für Doktorarbeit finden
Gibt es noch Fragen?
Falls es noch Fragen gibt, habe ich zwei Tipps. Ich habe meine Erfahrung aus 5 Jahren in der Betreuung von Abschlussarbeiten im Buch: "Empfehlungen für die Bachelor- und Masterarbeit" zusammengefasst. Dieses gibt es bei Springer und Amazon seit August 2020. Das Buch ist ein offizielles Fachbuch und kann damit zitiert werden. Weiterhin können Sie mich gerne mal anrufen. Hierzu einfach im Buchungssystem nach einen freien Termin schauen. Ich nehme mir jeden Monat einige Stunden Zeit um Studenten zu helfen.
Tipp: Ich vergebe auch über den Blog eine gratis Zertifizierung zum Digital & Agile Practioner!Ansonsten vernetzen Sie sich gerne mit mir auf Xing, LinkedIn oder dem wissenschaftlichen Netzwerk Researchgate.Genderhinweis: Seit Anfang 2022 achte ich darauf, dass ich immer genderneutrale Formulierungen verwende. Ich habe zur leichteren Lesbarkeit die männliche Form verwendet. Sofern keine explizite Unterscheidung getroffen wird, sind daher stets sowohl Frauen, Diverse als auch Männer sowie Menschen jeder Herkunft und Nation gemeint. Lesen Sie mehr dazu.
Rechtschreibung: Ich führe diesem Blog neben dem Job und schreibe viele Artikel in Bahn/Flugzeug oder nach Feierabend. Ich möchte meine Gedanken und Ansätze als Empfehlungen gerne teilen. Es befinden sich oftmals Tippfehler in den Artikeln und ich bitte um Entschuldigung, dass ich nicht alle korrigieren kann. Aber Sie können mir helfen: Sollten Sie Fehler finden, schreiben Sie mich gerne an! Lesen Sie mehr dazu.
Originalquellen
Lindner, D. (2019). KMU im digitalen Wandel – Ergebnisse empirischer Studien zu Arbeit, Führung und Organisation. Wiesbaden: Springer Gabler.
Lindner, D. & Leyh C. (2019). Digitalisierung von KMU – Fragestellungen und Handlungsempfehlungen sowie Implikationen für IT-Organisation und IT-Servicemanagement. HMD – Praxis der Wirtschaftsinformatik, (4), 19.