„Wo der Wind der Veränderung weht bauen manche Mauern und andere Windmühlen“ so ein chinesisches Sprichwort. Dieser Artikel richtet sich an alle, die sich aktuell in einem Unternehmen eine Veränderung wünschen und/oder für diese auch beauftragt sind. Ich möchte mich in diesem Artikel vor allem mit der Frage für die Motivation nach Veränderung befassen und Ihnen je nach Motivation passende Vorgehen erläutern.
Ich war in den letzten Jahren oftmals als Consultant bei Kunden und habe Change Projekte beraten. Als Change Agent können Sie schnell von der Position enthoben werden oder verbrannt im Unternehmen sein. Wichtig ist deswegen den Change richtig zu kategorisieren und das passende Vorgehen zu wählen. Oft erlebe ich Change-Agents, welche voll Emotional und voller Leidenschaft an einen Change gehen. Das ist gut doch auch ein Change sollte nach einer gewissen Systematik und mit gewisser Distanz durchgeführt werden.
Oftmals haben mich in der Vergangenheit Change-Manager gefragt, wie man gewissen Change durchsetzen kann. Beispielsweise wollte ein Change-Agent ohne Support vom Management und ohne Not Scrum einführen. Doch leider liegt es auf der Hand, dass es nicht funktionieren wird. Anders ist es bei einem Unternehmen, welches Scrum aufgrund von Kundendruck einführen will. Ich schaue genau auf solche Situation und plane wie und wieviel Aufwand ich in den Change stecke.

Vier Typen der Veränderung
Ich glaube, dass es im Unternehmen genau vier Typen der Veränderung gibt. Diese sind in der Abbildung oben zu sehen. Ich unterscheide dabei zwischen der verfügbaren Zeit und der Not, also der Dringlichkeit der Veränderung durch bspw. Umsatzverlust. Je nach Art der Veränderung gilt es für Sie eine Veränderung anders zu bearbeiten und vorzugehen. Sehen Sie Changemanagement als Handwerk oder Profession. Ich erlebe leider oft Change-Manager, welchen grundlegende theoretische Fundierungen zu Changemanagement fehlt.
Zeitdruck und eine bestimmte Not: Incident-Management
Incident Management kommt aus dem ITIL-Fachbuch. Ein Incident bedeutet, dass reaktive auf die Störung eines IT-Service reagiert werden soll. Das IT-Team löst das Problem oftmals vorerst durch eine schnelle Lösung.
Genauso ist es für Sie als Change Manager. bpsw. verzeichnen Firmen in dieser Zeit Verlust und können diesem nicht lange aushalten oder ein wichtiger Kunde möchte in 6 Monaten kündigen, falls sich nichts verändert. Sie haben also eine große Not und auch Zeitdruck.
Mein Tipp: Sie haben in dieser Zeit nicht viel Potential für Coaching oder den Aufbau von selbstorganisierten Netzwerken. Sie müssen schnelle Lösungen präsentieren und den Zeitdruck rausnehmen, damit Sie wirkliche Organisationsentwicklung betreiben können. Bleiben Sie in dieser Phase also eher klassisch und legen Sie schnelle und vielleicht auch unschöne oder unspektakuläre Maßnahmen fest. Sobald der Zeitdruck raus ist, können Sie die Organisation entwickeln. Das Management fordert aber vorher erstmal kurzfristige Lösungen von Ihnen!
Kein Zeitdruck und bestimmte Not: Optimierung von Prozessen
Dieser Fall ist in meinen Augen der typische Fall in Unternehmen. Zum Beispiel: Ein Unternehmen hat ein Problem und Mitarbeiter beschweren sich deswegen und es gab auch schon einige Kündigungen.
Wir wollen also eine Veränderung anstreben aber da wir wirtschaftlich gut dastehen, ist es nicht wichtig wann diese fertig wird. Sie werden etwas Probleme bekommen, da sich dieser Change in der Regel sehr lange hinziehen wird.
Mein Tipp: Versuchen Sie keine direkten kurzfristigen Lösungen anzustreben sondern sammeln Sie sich starken Support im Management und kommunizieren Sie die Not immer wieder an die Mitarbeiter. Sie sollten langsam und iterativ vorgehen: Sie haben ja Zeit! Sie können such langsam ein Netzwerk aufbauen und langsam Prozess für Prozess ein Stück weit verändern.
Sie werden in dieser Phase nichts radikal umstossen oder Scurm vollumfänglich einführen. Stürzen Sie sich eher auf die Optimierung von Prozessen und warten Sie bis die Not größer wird.
Lesetipp: Change nach Rogers und Streich
Zeitdruck und keine bestimmte Not: Management Entscheidung
Der dritte Fall ist oftmals der typische Beraterfall von mir gewesen. Das Management möchte etwas bestimmtes z.B. Einführung von Scrum. Jedoch gibt es keinen Grund, sondern es wurde im Management beschlossen und es gibt oftmals auch eine Deadline.
Mein Tipp: Sie können den Druck des Management nutzen und sollten eher auf die Einhaltung der neuen Prozesse achten als wirkliche Organisationsentwicklung zu betreiben. Sie führen eigentlich eher eine Prozesseinführung durch und können die Organisationsentwicklung dann betreiben, sobald der Zeitdruck durch ist und das Management z.B. Scrum als eingeführt betrachtet hat.
Lesetipp: Change Management nach Kotter
Kein Zeitdruck und keine bestimmte Not: Proaktive Veränderung
Der Fokus liegt hier nicht auf konkreten Entscheidungen sondern eher auf radikalen Neuerungen oder Mitarbeiterwünschen für z.B. ein bestimmtes Tool wie ein Confluence statt das alte Mediawiki. Der Wandel wird von Mitarbeitern im Unternehmen vorausschauend initiiert.
Sie werden merken, dass Sie in diesem Change in der Regel keinen Support vom Management und auch sonst keine Hilfe haben. Auch werden Sie keine Ressourcen oder sonstiges bekommen. Der Change findet in Ihren Überstunden statt.
Mein Tipp: Die einzige Chance sehe ich darin, dass Sie mit gewissen Mitarbeitern im Umfeld den Change anstossen und dem Management durch Beispiele zeigen, dass es das Unternehmen voranbringen kann. Es ist oft eine kleine Chance, dass Sie damit durchkommen und es sollte wohl überlegt sein, weil Sie sich sonst verbrennen.
Fazit
Sie merken, dass Changemanagement noch sehr klassisch ist und auf Ursache-Aktion basiert. Ohne Ursache werden Veränderungen selten angegangen und sind auch oft nicht erfolgreich. Es handelt sich dabei wie in meinen Lesetipps immer um linear geplante Prozesse der Veränderung.
Es nützt nichts ohne Vorwissen und voller Emotionen in das Thema zu starten sondern mit Plan und Geschick die Veränderung zu erkennen und so viel zu tun, wie möglich ist. Sie können beispielsweise mehr erreichen, wenn Sie durch schnelle Lösungen den Zeitdruck nehmen und dann eine sinnvolle Organisationsentwicklung darauf aufbauen, da Sie sonst einfach vorher schon von der Stelle enthoben werden.
Am Ende möchte ich zu einer offenen Diskussion zu klassischen Change-Methoden und zum kontinuierlichen Change Management aufrufen!
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