In den letzten Jahren ist das Arbeiten aus dem Homeoffice ein selbstverständliches und theoretisch gleichwertiges Modell gegenüber der Präsenzarbeit geworden. Konnte sich früher ein Großteil aller Arbeitgeber:innen nicht vorstellen, dass die Belegschaft trotz Fernarbeit gute Ergebnisse erzielt, wurden viele zum Gegenteil bekehrt. 

Auch viele Arbeitnehmer:innen sind von den Vorteilen des Homeoffice überzeugt. So etwa sparen sie sich lange Arbeitswege und damit verbundenes Pendeln, Stau und/oder überfüllte öffentliche Verkehrsmittel – und natürlich auch die Kosten für Benzin oder ÖPNV-Tickets. Nicht zuletzt sind sie bei der Remote-Arbeit in ihren Arbeitszeiten flexibler – denn der zu erledigenden Excel-Kalkulation ist es egal, ob sie morgens um sechs oder abends, nachdem die Kinder im Bett sind, erstellt wird. Aus diesem Grund kommen für die Fernarbeit im Homeoffice am ehesten Tätigkeiten wie Büroarbeit oder Vergleichbares in Frage. Insbesondere solche Arbeiten, die mit Hilfe geeigneter Informationstechnologie bewältigt werden können, eignen sich für die Arbeit in den eigenen vier Wänden, wie in den letzten Jahren sowohl Arbeitgeber:innen als auch Arbeitnehmer:innen gelernt haben, und möchten die Home-Office-Lösung weiterhin nutzen. Während die Arbeitnehmer:innen von oben beschriebenen Vorteilen wie dem Einsparen von Zeit und Geld sowie mehr Flexibilität profitieren, können Arbeitgeber:innen ihre Office-Infrastruktur verschlanken. Manche sind sogar dazu übergegangen, nur noch rein digitale Filialen vorzuhalten und kein Präsenz-Büro mehr, wenn ihre Branche nicht auf repräsentativen Räumlichkeiten besteht.

Aus den Augen, aus dem Sinn?

Dennoch dürfen die Nachteile des Home-Offices nicht außer Acht gelassen werden. So fällt manchen Arbeitnehmer:innen die Trennung von Arbeit und Privatleben schwer, wenn sie die Gemütlichkeit ihres Heims zur Arbeit nutzen. „Noch mal kurz Mails checken“ kann dann schonmal außerhalb der Arbeitszeit ein mehrere vor dem Computer verbrachten Stunden enden. In Konstellationen, in denen ein Teil der Belegschaft in Präsenz arbeitet, haben heimarbeitende Arbeitnehmer:innen so manches Mal das Gefühl, nur noch Teammitglied zweiter Klasse zu sein und den Anschluss zu verpassen. Schließlich entgeht ihnen der Großteil der inoffiziellen Kommunikation – Informationen, die man sich mal schnell auf dem Flur zuwirft, karriererelevante Gerüchte in der Kaffeeküche und ganz allgemein verpasste gemeinsame Zeit. Es gilt als erwiesen, dass, wenn in den eigenen Reihen eine Führungsstelle und dergleichen mehr frei wird, diejenigen Kolleg:innen am ehesten vorgeschlagen werden, die man täglich sieht. Mitarbeiter:innen im Homeoffice werden nach dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“ als weniger präsent wahrgenommen – egal, wie hoch ihre Arbeitsleistung tatsächlich ausfällt. Dies wirkt sich nicht nur negativ auf potenzielle Beförderungen aus, sondern auch auf Gehaltserhöhungen und Prämien.

Was also tun, um trotz Homeoffice den Anschluss nicht zu verlieren – sowohl den selbst gefühlten als auch den im Team wahrgenommenen? Zunächst gilt es, alle Möglichkeiten der modernen Kommunikationstechnik zu Nutzen. Anwendungen wie Microsoft Teams ermöglichen vom gemeinsamen Arbeiten an Dokumenten bis hin zur Videokonferenz nahezu alles, was es für ein erfolgreiches Arbeiten im Homeoffice braucht. Darunter finden sich rein psychologisch wirksame Funktionen wie etwa der Together Mode, der das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt, indem er aus den einzelnen Videos der Teilnehmenden virtuelle Gemeinschafts-Szenen kreiert, etwa, indem alle an eine lange Tafel gesetzt werden. Apropos Meetings: Eine regelmäßige Kommunikation, in welche die Mitarbeitenden im Home-Office selbstverständlich eingebunden werden, ist eine Notwendigkeit, damit sie sich als Teil des Teams fühlen und auch wahrgenommen werden können.

Proaktives Einfordern von Anschluss

Ebenfalls ein Muss: Die datenverarbeitende Infrastruktur, die im Präsenzbetrieb läuft, muss auch aus der Ferne funktionieren – sei es, was Zugriffsrechte anbelangt, sei es, was die Leistungsfähigkeit der Internetverbindung betrifft. Arbeitsgeber:innen stehen in der Pflicht, ihre Mitarbeitenden im Home-Office arbeits- und damit anschlussfähig zu machen. Hierfür werden Tools benötigt, die Prozesse wie Dokumente digitalisieren – etwa im Customer Relationship Management. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch die Remote-Arbeiter:innen mit bestehenden und potenziellen Kund:innen gleichwertig zu ihren Kolleg:innen vor Ort interagieren können. Ist dies nicht gegeben, wird der Mitarbeitende im Home-Office schnell zu Hilfsarbeiten degradiert, dessen Aufgaben zunehmend an Anspruch verlieren.

Gegen eine – vermutete oder tatsächliche – Degradierung im Homeoffice setzt man sich am besten zur Wehr, indem man sie anspricht: Wer duldet, dass Meetings ohne ihn/sie stattfinden oder dass er/sie minderwertige Aufgaben zugeteilt bekommt, stimmt still zu. Als Faustformel gilt: Je länger man eine Degradierung zulässt, desto unumstößlicher wird sie. Hier hilft es, professionell zu bleiben und nicht im nächsten Teammeeting mit dem Frust herauszuplatzen, sondern das Gespräch mit der/dem Vorgesetzten unter vier Augen – auch per Videoschirm – zu suchen. Dabei sollte von Schuldzuweisungen abgesehen, und stattdessen das eigene Gefühl angesprochen werden: „Ich habe den Eindruck, dass mir bestimmte Mittel fehlen, um den Job genauso erledigen zu können wie die Kollegen vor Ort.“ Hiernach schließt sich gleich folgende Frage an: „Was benötigen Sie von mir, um mir diese Tools zur Verfügung zu stellen?“ Allein durch dieses proaktive Vorgehen lässt sich viel in Sachen Teamanschluss bewegen. Neben dem direkten Adressieren von gefühlten Problemen und dem regelmäßigen Austausch mit Kolleg:innen empfiehlt sich auch die persönliche Weiterentwicklung – etwa durch den Besuch von Branchentreffen, Kongressen etc., damit auch der fachliche Anschluss gewährleistet bleibt.

Fazit

Das Homeoffice hat die Art und Weise, wie wir arbeiten und kommunizieren, grundlegend verändert. Trotzdem ist es möglich, auf dem neuesten Stand zu bleiben und effektiv zu arbeiten, indem man moderne Technologien nutzt und regelmäßig Kontakt mit Kollegen und Vorgesetzten aufrechterhält. Es ist wichtig, klare Absprachen und Strukturen zu schaffen, um eine produktive Arbeitsumgebung im Homeoffice zu gewährleisten.

Autor

Ich blogge über den Einfluss der Digitalisierung auf unsere Arbeitswelt. Hierzu gebe ich Inhalte aus der Wissenschaft praxisnah wieder und zeige hilfreiche Tipps aus meinen Berufsalltag. Ich bin selbst Führungskraft in einem KMU und Ich habe berufsgeleitend an der Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl für IT-Management meine Doktorarbeit geschrieben.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen