Eine Produkt-Roadmap ist ein strategisches Artefakt, das den Weg zu einer Produktvision wiedergeben soll. Dadurch orientiert sie sich meist an einem längeren Zeitrahmen als beispielsweise ein Product Backlog. Dennoch gilt auch für die Produkt-Roadmap, dass sie sich nun in der agilen Welt zurecht finden muss. Deshalb hat die Disziplin des Product Roadmapping in den letzten Jahren neue Praktiken und Formen dazugewonnen. In diesem Artikel möchte ich Ihnen, die – aus meiner Sicht – fünf wichtigsten Tipps dazu mit auf den Weg geben.

Tipp 1: Sorgen Sie für Konsistenz

Eine Roadmap – egal, ob Produkt-, Technologie- oder eine andere Art von Roadmap – ist in der Realität nicht überlebensfähig, wenn sie nicht konsistent ist. Die Produktvision gibt vor, was durch das Produkt erreicht werden soll. Deshalb sollten alle Initiativen auf der Roadmap von der Vision geleitet werden. So wird sichergestellt, dass alle Bemühungen der Roadmap in die gleiche Richtung führen. Die Produktvision wiederum sollte von der Unternehmensvision abgeleitet werden. Dadurch wird sichergestellt, dass das Produkt und somit die Produkt-Roadmap bei der Erreichung der Unternehmensziele hilft. Das ist spätestens dann wichtig, wenn Sie das Commitment des Top-Managements gewinnen wollen. Von der Produktvision leiten sich dann die einzelnen Roadmap-Elemente ab. Dazu im nächsten Tipp mehr.

Tipp 2: Seien Sie nicht zu detailliert

Eine zu detaillierte Roadmap lässt sich nicht mit agilen Welt vereinbaren. Da Roadmaps meist den Zweck haben, eine strategische Richtung vorzugeben, ist es unvereinbar detailliert zu planen. Detailliertes Planen im Roadmapping-Kontext bedeutet vor allem, Features zu planen. Genau das schränkt die Fähigkeit ein, Kundenprobleme zu lösen. Langfristiges in Features zu planen, kann zu folgenden Problemen führen: Es werden Lösungen entwickelt für irrelevante Probleme oder relevante Probleme werden nicht mit der bestmöglichen Lösung gelöst, weil man sich zu früh auf eine Lösungsrichtung konzentriert hat. Speziell in dynamischen Märkten kann das schnell zu ungewollten Produkten führen. Deshalb der Tipp: Nutzen Sie Features höchstens in der kurzfristigen Planung in der Produktroadmap oder einfach nur im Product Backlog, Release Plan oder je nachdem, mit was Sie sonst arbeiten. Stattdessen können Sie folgende Element-Arten wählen:

  • Outcomes oder Ziele – Geben Sie an, welches Ziel Sie erreichen möchten und welche Auswirkungen das auf den Kunden hat.
  • Probleme – Sie können auch Kundenprobleme direkt als Element auf die Roadmap nehmen.
  • Themes – Themes sind übergeordnete Themenbereiche, die ein Produkt umsetzen kann.

Hier ein Beispiel, wie so etwas bei Spotify aussehen könnte:

  • Ziel: Hörzeit der neuen Nutzer um durchschnittlich 50% steigern
  • Problem: Nutzer wissen oft nicht, was sie hören sollen
  • Theme: Musikvorschläge
  • Feature: Wöchentlich einen Mix der Woche basierend auf vorherige Präferenzen zur Verfügung stellen und im Homescreen anzeigen

Tipp 3: Validieren Sie Ihre Entscheidungen mit Hilfe von Daten

Product Roadmapping ist ein bisschen wie in eine Glaskugel zu schauen: Sie haben die Aufgabe, zu entscheiden, welche Dinge in der Zukunft sinnvoll sind, umzusetzen. Aber leider ist es schon schwer genug zu sagen, was der Kunde aktuell will und ob man sich damit auch auf dem Markt durchsetzen kann. Nun muss eine Roadmap zudem auch noch eine strategische Ausrichtung vorgeben und angeben, was in Zukunft Sinn macht, umzusetzen. Das macht das Ganze doppelt schwer. Durch Daten soll diese Entscheidungsfindung valider und zuverlässiger werden. Dabei können Daten verschiedene wertvolle Erkenntnisse liefern. Im Roadmapping liegt der Fokus dabei vor allem auf Kundenwünschen und Kundenprobleme. Um aus Daten schlau zu werden, müssen Sie allerdings zunächst folgende Herausforderungen bewältigen:

  • Datengewinnung
  • Datenaufbereitung
  • Passende Interpretation der Informationen

Da es für diese Herausforderungen keine universelle Anleitung gibt, empfehle ich bei Interesse, sich hierzu im Hinblick auf Ihre spezifische Situation zu informieren.

Tipp 4: Daten Sie die Roadmap regelmäßig up

Die beste Roadmap kann von der Realität obsolet gemacht werden. Deshalb ist es wichtig, die Roadmap regelmäßig einem Check-Up zu unterziehen. Regelmäßiges Updaten bedeutet vor allem einen definierten Zyklus zu haben: Jährlich, Quartalsweise oder sogar monatlich. Die Zeitabstände zwischen den Updates hängen ganz von der Situation des jeweiligen Unternehmens ab. Ich empfehle nach folgender Daumenregel zu entscheiden: Je dynamischer der Markt und je neuer das Produkt, desto kürzer sollten die Zyklen sein. In diesem Tipp lauern allerdings zwei Fallen, vor denen ich Sie warnen muss:

  • Man sollte sich nicht nur auf den Zyklus verlassen. Es kann immer wieder einschneidende Ereignisse geben, die zwischendrin alles über den Haufen werfen. Wenn man dadurch einen validen Grund zur Änderung hat, sollte man nicht zu lange zögern, die Roadmap anzupassen.
  • Auch zu häufiges Updaten kann zu Problemen führen: Das Team sollte erkennen, wo der Weg hingehen soll. Wenn sich die Route auf dem Weg ändert, ist das meist noch verständlich, doch das regelmäßige Ändern des Ziel und der Strategie, kann zu Unverständnis und Demotivation im Team führen.

Tipp 5: Holen Sie Ihre Stakeholder mit ins Boot

Stakeholder sind in den zwei wichtigen Phasen einer Roadmap wichtig: Beim Erstellen der Roadmap und beim Führen bzw. Umsetzen der Roadmap. Beim Erstellen der Roadmap sind die Inputs der Stakeholder wichtige Quellen für validere Entscheidungen. Vor allem interne Abteilungen, die nah am Kunden sind, können einen wertvollen Input liefern. Aber auch externe Stakeholder wie Lieferanten und Kunden bieten oft wertvolle Hinweise auf offene Probleme oder mögliche Lösungen. Später beim Umsetzen der Roadmap sind vor allem die internen Stakeholder wichtig. Das Commitment der beteiligten Abteilungen und der Geschäftsführung kann über den Erfolg der Roadmap entscheiden. Um das Commitment zu bekommen, empfehle ich vor allem drei Dinge:

  • Transparenz: Passen Sie die Roadmap den verschiedenen Stakeholder-Zielgruppen an (die Vertriebsabteilung hat beispielsweise einen anderen Fokus als die Geschäftsführung). Und teilen sie die Roadmap im Unternehmen.
  • Nachvollziehbarkeit: Mappen Sie ihre Roadmap-Elemente mit Produktzielen und Unternehmenszielen. Die Tipps 1 und 2 können dabei helfen.
  • Beteiligung: Geben Sie den Stakeholdern im Laufe der Umsetzung die Möglichkeit, Input für die Roadmap zu liefern.

Fazit

Eine agile Roadmap fokussiert sich vor allem auf Produkt- und Unternehmensziele, statt auf Lösungen. Dazu ist es wichtig, die Meinungen der Stakeholder und Daten zur Entscheidungsfindung und Umsetzung der Roadmap heranzuziehen. Die folgende Graphik stellt die 5 Tipps als Übersicht dar.

Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/stra%C3%9Fe-horizont-endlos-flatland-238458/

Autor

Patrick Eißler entdeckte 2018 - fast zeitgleich - drei neue Interessen: Agiles Arbeiten, WordPress und Content Marketing. Das Produkt daraus ist der Blog agilerweg.de. Darin möchte er Interessenten und Praktiker auf dem Weg zum agilen Unternehmen unterstützen.

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