Schnell wechselnde Bedingungen, komplexe Zusammenhänge und unberechenbare Entwicklungen erfordern ein besonderes Führungsverständnis. Die Autorität der modernen Führung entsteht durch lösungsorientierte Kommunikation, Netzwerkdenken und Reflexion.

Die 7 Elemente der modernen Führung / der neuen Autorität

Bei den folgenden Elementen der neuen Autorität geht es um den Erwerb von Kompetenzen und besonders um die Verinnerlichung von Haltungen. Das reine Antrainieren von Techniken, Verhaltensweisen oder Methoden greift definitiv zu kurz. Die Führungskraft muss sich als gesamte Persönlichkeit auf diesen Entwicklungsprozess einlassen.

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Bildquelle: Christian Asperger

1) Beziehungen führen: Präsenz vs. Distanz

Autorität und der damit verbundene Respekt entwickeln sich aus Nähe, Interesse und Fürsorge. Wenn beziehungsgestaltende Führungshandlungen berechenbar, erkennbar und nachvollziehbar werden, dann entwickelt sich auf der Beziehungsebene ein Gefühl der Sicherheit für Mitarbeiter. Die authentische Haltung der inneren und äußeren Präsenz verleiht Führungskräften Bedeutung und Gewicht – weit mehr als ein fachlicher oder inhaltlicher Ratschlag. Dabei ist Präsenz kein Zustand, sondern ein stetiger Prozess der Auseinandersetzung mit dem gesamten System und der konkreten Kommunikation mit dem Gegenüber. Dazu ist Nähe eine Grundvoraussetzung: Nähe zulassen und Nähe aushalten. Transparente Kommunikation ist eine unumgängliche Voraussetzung für die Bildung von Vertrauen.

2) Informationen teilen: Transparenz vs. Abschottun

Beziehung ist ein kontinuierlicher Prozess, der durch Transparenz zu gegenseitigem Vertrauen führt. Dies setzt auch ein gewisses Maß an Offenheit im Umgang mit Informationen voraus. Wenn sich alle Teammitglieder mit relevanten Informationen auseinandersetzen können, entsteht ein Resonanzraum, der tragfähige Lösungen im Team ermöglicht. Eine gemeinsam erarbeitete Perspektive bündelt Kräfte. Die Einigung auf einen konkreten Weg ermöglicht ein gemeinsames Verständnis.

3) Prioritäten setzen: Beharrlichkeit vs. Dringlichkeit

Führungskräfte werden von ihren Mitarbeitern geschätzt, wenn sie Zeit haben. Neue Autorität lenkt den Aufmerksamkeitsfokus daher auf längere Zeiträume. So kann Tiefe entstehen. Man hechelt nicht jedem beliebigen Thema sofort hinterher. Verbindliche Prioritäten werden gebildet, der strategische Rahmen bildet dabei die Basis. Gefragt ist Geduld gepaart mit Beharrlichkeit. Bei einem solchen Verständnis muss man den Mitarbeiter auch nicht besiegen. Dominanzverhalten führt fast immer in einen Machtkampf. Das beeinträchtigt die Beziehungsebene und schwächt Führungskräfte. Hier kann bei Schwierigkeiten auch ein Coach helfen. Es genügt beharrlich zu sein – ganz besonders in Veränderungsprozessen. Es geht dabei weder um Be- noch um reine Entschleunigung, sondern um konsequente Priorisierung der Ziele und Beharrlichkeit bei deren Erreichung.

4) Grenzen wahren: Entschiedenheit vs. Dominanz

Achtsame Entschiedenheit bedeutet, Grenzen zu setzen bzw. konsequent auf die Einhaltung von Grenzen und Regeln zu achten. Es bedeutet, klar Stellung zu beziehen, aber auch eine gemeinsame Suche nach geeigneten Lösungen anzustreben. Dabei verzichten moderne Führungskräfte auf das Ausüben ihrer Positionsmacht oder Dominanz. Sie achten darauf, dass niemand sein Gesicht verliert und es zu keiner Kränkung kommt.

5) Reflektieren können: Selbstführung vs. Kontrolle

Führungskräfte müssen sich vor allem selbst führen. Dies braucht ein hohes Maß an Impulskontrolle und Reflexion. Führungskräfte hinterfragen ihr Führungsverhalten und gewinnen dadurch Freiheit. Statt scheinbarer Kontrolle über ihre Mitarbeiter, zeigen moderne Führungskräfte ihre eigene Verlässlichkeit. Dadurch gewinnen sie Respekt. Pflichtbewusstsein bildet Autorität.

6) Konflikte regulieren: Deeskalation vs. Eskalation

Im Umgang mit Konflikten können neue Räume geöffnet oder aber Beziehungen zerstört werden. Führungskräfte entscheiden durch ihr Verhalten , ob ein Konflikt ausgelöst, aufrechterhalten oder gelöst werden kann. Eine gelungene Konfliktregulierung erkennt man daran, dass sie nicht Gewinner und Verlierer schafft, sondern dass sie eine ausgehandelte, neue Vernünftigkeit hervorbringt. Den Kernpunkt einer solchen Intervention bildet das gegenseitige Verstehen im Rahmen einer lösungsorientierten Kommunikation ohne Schuldzuweisung. Darüber hinaus braucht es auch eine besondere Wachsamkeit in Bezug auf eine Konfliktentstehung.

7) Koalitionen knüpfen: Vernetzung vs. Hierarchie

Man kann davon ausgehen, dass es in einer größeren Organisation ein Minimum an Hierarchie braucht, um abgestimmte Entscheidungen treffen zu können. Dazu benötigt es auch Kooperation unter den Führungskräften. Kooperierende Führungskräfte schaffen eine vernetzte, bereichsübergreifende Zusammenarbeit und stärken gleichzeitig ihre Mitarbeiter. Dadurch geben sie Sicherheit und schaffen ein Gefühl von Rückendeckung. So erlangen neue Führungskräfte Ansehen und Würde und im Rahmen der neuen Autorität besteht die Chance auf die Entwicklung von Hochleistungsteams, weil die Energien in einer gemeinsamen Vorwärtsbewegung gebündelt werden.

Fazit

Will man das Konzept der neuen Autorität mit Leben füllen, so erfordert das einerseits einen klaren Entschluss zum Erwerb von Kompetenzen, zur Gewinnung wichtiger Perspektiven und Einsichten. Andererseits erlangt man durch Reflexion – zum Beispiel über ein Coaching – innere Klarheit und die Fähigkeit zur Selbststeuerung. Besonders systematisches Coaching ist hierbei sehr hilfreich. Damit können Führungskräfte gleichzeitig beginnen, Schritt für Schritt einen konstruktiven Veränderungsprozess in der Organisation einzuleiten. Natürlich wird dies kein Allheilmittel für alle organisatorischen Probleme sein. Es wird einen langen Atem benötigen um eine neue, zukunftsfähige Unternehmenskultur, geprägt von Wertschätzung und Dialogbereitschaft, zu etablieren.

Bildquelle Titelbild: Christian Asperger Lizenz

Autor

In meiner Funktion als Coach integriere ich meine langjährige Erfahrung als Führungskraft mit einer soliden Ausbildung in systemischer Psychotherapie und Coaching. Mein Ansatz basiert auf dem Verständnis der Menschen im Kontext ihrer sozialen Beziehungen und der Konzentration auf das "Wie" gegenwärtige Situationen. Ich betrachte Klienten als Experten ihrer eigenen Fälle und vermeide es, Themen zu vertiefen, die sie nicht aktiv einbringen. Neben meiner beruflichen Tätigkeit engagiere ich mich in kontinuierlichen Weiterbildungen und genieße meine Freizeit mit meiner Familie und Outdoor-Aktivitäten. Meine Qualifikationen umfassen systemische Psychotherapie, Paartherapie, hundegestützte Therapie, EMDR, systemisches Coaching und ein Studium der Betriebswirtschaft. Mit über 15 Jahren Erfahrung in Konzernführung und Personalentwicklung biete ich in meiner Praxis in Wien Psychotherapie, Business Coaching und Paartherapie an, wobei ich meine praktische Führungserfahrung mit psychologischem Wissen verknüpfe, um individuelle und effektive Unterstützung zu bieten.

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