Ob privat, akademisch oder beruflich oftmals ist der erste Schritt in jeden Unterfangen die Analyse von Literatur – ja sogar beim Kauf eines neuen Geräts wie z.B. Wecker lesen wir zuerst Literatur – die Bedienungsanleitung und analysieren gut und gerne Youtube-Videos. Wir schauen uns als bereits vorhandenes Wissen an um einen Einstieg in neue Themen zu erhalten.

Nun werde ich oft gefragt ob ich Literaturempfehlungen zu einem Thema XY geben kann. Oftmals schicke ich auch 1-2 Quellen zurück aber eigentlich mache ich das sehr ungern da es eigentlich den Fragesteller nicht weiterbringt.

Ich möchte den folgenden Text unterteilen. Auf der einen Seite schreibe ich sehr ausführlich warum es für Akademiker sogar kontraproduktiv ist mich nach Literatur zu fragen und gehe anschließend auch auf Empfehlungen für die Literatursuche als Praktiker ein. Springen Sie als Praktiker direkt an den Schluss zur Überschrift: Literatursuche für Praktiker.

Lesetipp: Hilfe ich bin mit der Abschlussarbeit am verzweifeln!

Literatursuche in der Akademie

Wissen heißt wissen, wo es geschrieben steht.

Albert Einstein

Generell gilt, dass es für Sie wichtig zu Wissen ist wie Sie an Wissen kommen. Akademie ist die Herleitung von nachvollziehbaren Ergebnissen auch wie Sie die vorhandene Literatur gefunden haben. Eine Antwort wie: Hat mir Herr Lindner gesendet oder kam zufällig bei Google, wird Ihren Betreuer wohl wenig freuen. Nicht umsonst heißt es systematische Literaturanalyse. Ihr Ziel ist es Sachverhalte wissenschaftlich zu untersuchen und sogenannte gesicherte Erkenntnisse zu erlangen. Lesen Sie mal auch gerne meinen Artikel: was ist eigentlich Forschung?

Suchen Sie nun ausführlich Informationen zur Abschlussarbeit dann sollten Sie meinen Artikel zur Literaturanalyse lesen – falls Sie allerdings nur etwas schmöckern wollen – dann lesen Sie weiter.

„Ich will aber nur mal rumschauen“ – suchen Sie trotzdem systematisch

Es ist immer gut einen ersten Eindruck eines Themas durch Literatur zu erhalten. Das ist eine gute Idee und Sie können dies auf zwei Arten angehen. Sie können einfach mal in akademischen Datenbanken suchen oder wenn Sie generell wissen wollen was in der Akademie vor sich geht – in akademischen Journalen schmöckern.

Möglichkeit 1: Schauen Sie in akademische Datenbanken

Das schöne an der Akademie ist, dass alles übersichtlich in Datenbanken geordnet ist. Sie können somit einfach und kostenlos in akademischen Datenbanken stöbern. Diese Datenbanken sind: Emerald, Springerlink, ScienceDirect, EBSCO (ASC, BSC, EconLIT) und Google Scholar. Wichtig ist, dass Sie mithilfe eines Suchstrings suchen. Dazu verbinden Sie die Worte, welche Sie suchen mit AND, OR und NOT. Beispielsweise suchen Sie nach agilen Supply Chain Prozessen in Unternehmen mit dem Suchstring im Bild und nach Agilität außerhalb der mit „AGILE“ AND „COMPANY“ NOT „IT“. Sie können auch Klammern nutzen wie „AGILE“ AND („MARKETING“ OR „LOGISTIC“).

Stellen Sie nun noch den Zeitraum auf die letzten 3 Jahre ein (meine Empfehlung) und scannen Sie die Überschriften durch. Haben Sie einen spannenden Artikel – dann klicken Sie drauf und lesen Sie das Abstract (Zusammenfassung). Ist das relevant? Dann lesen Sie den Artikel vollständig oder die relevanten Teile des Artikels. Falls Sie nur etwas schmöckern wollen – lesen Sie nur die Überschriften der ersten drei Seiten und Sie erhalten einen Eindruck was so geforscht wird. Wollen Sie Beispielsweise über agile Logistik schreiben: Suchen Sie nach „AGILE“ AND „LOGISTIC“ AND „COMPANY“, sortieren Sie nach „Newsest first“ und schmöckern Sie über die Überschriften.

emerald
Suche bei Emerald mit Suchstring

Möglichkeit 2: Schauen Sie mal in akademische Zeitschriften

Es ist auch sinnvoll besonders bei der Themenfindung einfach mal in den Ausgaben der letzten relevanten Magazine zu schauen. Doch wie finden Sie genau diese Journale? Dazu gibt es eine Liste den VHB-JOURQUAL3. Das ist ein Ranking von betriebswirtschaftlich relevanten Zeitschriften auf der Grundlage von Urteilen der VHB-Mitglieder. Alle Magazine, welche wir in Deutschland als Wissenschaft bezeichnen sind in diesem Ranking gelistet. Bald sollte auch das VHB4 kommen.

Schauen Sie mal auf die Seite des VHB Jourqual und nehmen Sie die Tabellenansicht. Sie finden nun Übersichten für verschiedene Fächer – suchen Sie sich Ihr Fach aus und klicken Sie auf PDF Ansicht. Das sieht wie in der Abbildung aus.

VHB JOURQUAL
VHB JOURQUAL

Nun schauen Sie sich die Tabellen an. Suchen Sie sich ein Oberthema und nehmen Sie die PDF-Ansicht. Sie finden in der Abbildung nun A-D Journale. Schauen Sie nach spannenden Journalen. Oftmals sind die Namen recht sprechend und Sie können anhand der Namen ungefähr ahnen was das Journal behandelt. A+ und A Journale sind wirklich sehr hochrangige Journale und schwer zu lesen. Im C und D Bereichen finden Sie oftmals auch rein deutsche und sehr praktisch ausgelegte Journale, welche eventuell für Einsteiger besser zu lesen sind. Suchen Sie sich nun 5 Magazine aus – googlen Sie den Namen und schauen Sie auf der Webseite des Magazins, mit welchem Thema es sich beschäftigt. Dazu schauen Sie in die letzten 2 Ausgaben.

vhb wirtschaftsinformatik
VHB JOURQUAL

LITERATURSUCHE für Praktiker: Nutzung von Google

Eines vorneweg: Lesen Sie als Praktiker gerne auch den Mittelteil des Artikels. Es kann nie Schaden, wenn Sie wissen wie Sie akademische Inhalte in Ihre Wissenssammlung einbeziehen können. Gerade der Transfer von Wissenschaft in die Praxis kann Ihnen im Job einen Wissenssprung geben.

Oftmals werde ich nach Quellen gefragt. Ich denke mir, dass es hier doch Quellen geben muss und suche bei Google Scholar oder direkt bei Google – 1 Minuten nach Inhalten. Nach Rücksendung der ersten zwei Google-Treffer ist der Fragesteller oftmals sehr zufrieden. Das ist irgendwie schade, weil ich durch eine einfache Google Suche gefunden habe, was der Fragesteller wochenlang gesucht hat.

Doch wie habe ich das gemacht?

Ich empfehle, dass vor allem die Nutzung von Google perfekt beherrscht werden sollte. Genau wie bei akademischen Datenbanken sollten Sie Suchstrings verwenden. Viele Menschen neigen dazu „einfach mal etwas einzugeben“. Doch genauer lassen sich die Google-Ergebnisse mit den sogenannten Suchoperatoren eingrenzen.  Leider werden sie kaum genutzt. Hier eine kurze Auflistung:

  • Suchanfrage in Anführungszeichen „Dominic Lindner“ : So suchen hier nach einen genauen Wort oder einer Wortgruppe.
  • Suchanfragen mit Minuszeichen  So können Sie Wörter ausschließen beispielsweise suchen Sie Agilität in Unternehmen aber nicht in der IT (Agilität -IT)
  • Suchanfragen mit Sternchen *: So suchen Sie nach allen Phrasen. So könnten Sie bei – agilen * – Hinweise zu agilen Methoden als auch agilen Unternehmen finden.
  • Suchanfrage mit allintext, allinURL, allintitle: Mithilfe von allintext:werden nur Ergebnisse angezeigt, die die Suchbegriffe im Text, Url oder Titel der Seite enthalten z.B. allintext:Dominic
  • Suchanfrage mit filetype:PDF: Besonders gut, wenn Sie Whitepaper und PDF Dokumente suchen.
  • Suchanfragen mit define:  ist immer dann interessant, wenn Sie eine Definition finden möchten z.B. define:agile
Google Filter
Google Filter

Nutzen Sie auch in jedem Fall die Google Filter um Beispielsweise nur die neusten Ergebnisse zu finden – dies ist besonders gut für neue Themenfelder oder Suchen Sie nach Sprache, Land und vielen mehr. Die Google-Suche kann mehr, als Sie glauben. Mit den richtigen Filtern und Suchoperatoren lassen sich die Suchergebnisse noch besser eingrenzen und auch spannende Empfehlungen finden.

Fazit

Es ist einfacher als man denkt Literatur zu finden und gerade diese Suchkompetenz ist wichtig in der digitalen Welt. Sie sollten das nicht unterschätzen und sich selbst aneignen akademische aber auch praktische Literatur professionell finden zu können.

Lesetipp: Ich finde keine Literatur

Image: https://pixabay.com/de/photos/bücher-buchhandlung-buch-lesung-1204029/

Gibt es noch Fragen?

Falls es noch Fragen gibt, habe ich zwei Tipps. Ich habe meine Erfahrung aus 5 Jahren in der Betreuung von Abschlussarbeiten im Buch: "Empfehlungen für die Bachelor- und Masterarbeit" zusammengefasst. Dieses gibt es bei Springer und Amazon seit August 2020. Das Buch ist ein offizielles Fachbuch und kann damit zitiert werden. Weiterhin können Sie mich gerne mal anrufen. Hierzu einfach im Buchungssystem nach einen freien Termin schauen. Ich nehme mir jeden Monat einige Stunden Zeit um Studenten zu helfen.

Tipp: Ich vergebe auch über den Blog eine gratis Zertifizierung zum Digital & Agile Practioner!

Ansonsten vernetzen Sie sich gerne mit mir auf Xing, LinkedIn oder dem wissenschaftlichen Netzwerk Researchgate.

Genderhinweis: Seit Anfang 2022 achte ich darauf, dass ich immer genderneutrale Formulierungen verwende. Ich habe zur leichteren Lesbarkeit die männliche Form verwendet. Sofern keine explizite Unterscheidung getroffen wird, sind daher stets sowohl Frauen, Diverse als auch Männer sowie Menschen jeder Herkunft und Nation gemeint. Lesen Sie mehr dazu.

Rechtschreibung: Ich führe diesem Blog neben dem Job und schreibe viele Artikel in Bahn/Flugzeug oder nach Feierabend. Ich möchte meine Gedanken und Ansätze als Empfehlungen gerne teilen. Es befinden sich oftmals Tippfehler in den Artikeln und ich bitte um Entschuldigung, dass ich nicht alle korrigieren kann. Aber Sie können mir helfen: Sollten Sie Fehler finden, schreiben Sie mich gerne an! Lesen Sie mehr dazu.

Autor

Ich blogge über den Einfluss der Digitalisierung auf unsere Arbeitswelt. Hierzu gebe ich Inhalte aus der Wissenschaft praxisnah wieder und zeige hilfreiche Tipps aus meinen Berufsalltag. Ich bin selbst Führungskraft in einem KMU und Ich habe berufsgeleitend an der Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl für IT-Management meine Doktorarbeit geschrieben.

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