„Innovation im Mittelstand – müssen wir uns Sorgen machen? „, fragt Sebastian Grimm in seinem Artikel und basiert seine Frage auf den Ergebnissen einer Studie: Der Marktforschungsbereich der Bankengruppe KFW veröffentlichte seine aktuellen Ergebnisse rund um die Innovationstätigkeit des deutschen Mittelstandes. In Kürze zusammenfassen lassen sich die Ergebnisse unter einem Satz: Deutschland leidet unter Innovationsarmut. Ist das nun bedrohlich oder sind bzw. waren die vergangenen Jahre nur von einem sehr hohen Innovationsniveau gekennzeichnet, das nun auf ein Normalmaß zurückgeht?
Kein Wunder, wenn man Schlagzeilen liest wie: Die Computersysteme vieler Banken sind komplex. Leider oftmals auch völlig veraltet und kaum einer versteht sie noch. Bei vielen Banken müssen daher jetzt die Rentner ran (WiWo) oder ebenfalls in der WiWo: „Greise in der Chefetage machen innovationsmüde„. So sagt der Artikel: Das belegt unter anderem der Fall Metz. Der traditionelle Fernsehhersteller ignorierte die Billigkonkurrenz aus Fernost und hinkte bei neuer Display-Technologie hinterher. Stattdessen setzte die Chefin auf Altbewährtes: Fach- statt Onlinehandel und Premiumgeräte zu Premiumpreisen. 2014 musste das Unternehmen, dessen Beiratsvorsitzende sie damals noch war, Insolvenz anmelden. Mittlerweile ist es in chinesischer Hand.
Doch warum ist das so? Was hat sich bedeutend geändert und wie können Unternehmen weiterhin Innovationen hervorbringen? In diesem Beitrag werden Innovationen von gestern und heute untersucht, aus welchen ich versuche, einige Thesen abzuleiten.
Innovation im Mittelstand Gestern – Optimierung und Verbesserung
Noch heute sind viele Organisationen stark hierarchisch aufgebaut und besitzen klare, an den hierarchischen Beziehungen ausgerichtete Kommunikationsstrukturen. Sie sind dadurch für Steuerung, Kontrolle und Koordination optimiert (Ahlemann und Urbach).
Viele Mittelständler sind recht alt und haben eine lange Tradition. Dazu habe ich bereits im Artikel Tradition im Mittelstand etwas geschrieben. Oft sind diese deswegen noch nach einem bestimmten System organisiert – nämlich dem Taylorismus. Doch was ist der Taylorismus und wie bringt dieser Innovationen hervor?
Hierbei wird der arbeitende Mensch einzig als Produktionsfaktor angesehen. Es gilt die Abläufe von diesem zu optimaler Ergiebigkeit zu optimieren. Taylor ging von der Vorstellung aus, dass sich der Arbeiter in einer völlig geregelten Tätigkeit auch persönlich zufrieden fühlt und dass die Effizienz der Mitarbeiter auf der Basis von Arbeitsbewertungen und leistungsgerechter Entlohnung zu steigern ist. Im Gegensatz hierzu steht der moderne Ansatz der Humanisierung der Arbeitswelt (Wirtschaftslexikon24).
Somit arbeiten die beschriebenen Experten also parallel in ihren Teams und optimieren ihr Produkt, um, wie der Taylorismus sagt: das Produkt zu absoluter Perfektion zu treiben. Es findet also meist keine radikale Innovation, sondern eine Optimierung statt. Oft lesen wir, dass sich bei der Präsentation des iPhones über zu viel Optimierung statt Innovation beschwert wird. 12% dünner, 8% leichter – aber irgendwie interessiert es kaum noch jemand, oder?
Es scheint, dass Kunden müde sind und Optimierung nicht mehr den WOW-Faktor bringt, den diese erwarten. Auf dem Blog eines Automobilherstellers fand ich sogar folgendes Beispiel: Die neue Luxuslimousine ist das erste Auto der Welt, das über eine aktive und individuell einstellbare Beduftung verfügt. Die Duftmoleküle lagern sich weder auf textilen Oberflächen des Fahrzeugs, noch auf der Kleidung ab. Der Dufteindruck ist dezent, tritt sanft auf und klingt ebenso sanft wieder ab.
Nun fragt man sich: Könnte dies nicht eventuell eine Überoptimierung sein? Ist dieser Duft wirklich ein absolutes Kaufargumente und eine bahnbrechende Funktion, welche den Kunden sprichwörtlich vom Hocker haut? Ist das Automobil nicht irgendwann mal fertig optimiert?
Innovation im Mittelstand Heute – radikaler Wandel und Innovation
Die Kunden im digitalen Zeitalter wollen also bahnbrechende Innovation und radikale Veränderungen. Diese werden oft im Taylorimus und dem Ziel einer Optimierung ausgerichteten Organisation nur unzureichend hervorgebracht. Aus diesem Grund haben sich agile Unternehmen und eine neue Organisationsentwicklung etabliert.
Hier sagen Ahlemann und Urbach: In Zukunft werden Organisationen viel stärker vernetzt und projektorientiert agieren. Solche Formen der Zusammenarbeit unterstützen bereichsübergreifende und interdisziplinäre Initiativen, wie sie zur Entwicklung von innovativen Produkten, Dienstleistungen, Prozessen und Strukturen erforderlich sind.
Dieser Wandel spiegelt sich auch in den Teamstrukturen wieder. Die Teamarbeit, wie wir sie heute kennen, ist meist sehr planorientiert, langfristig und homogen – und dadurch auf Qualität der Arbeitsergebnisse optimiert. Moderne Teamarbeit im Sinne des Wissensarbeitsplatzes der Zukunft hingegen ist vielmehr geschwindigkeitsorientiert, agil und heterogen. Neben dem Qualitätsziel sind die Teams viel stärker auf Kreativität und Geschwindigkeit ausgerichtet (Ahlemann und Urbach).
Viele Mittelständler befinden sich bereits in diesem Wandel – in ersten Pilotprojekten hat dies bereits erste tolle Innovationen hervorgebracht. So findet sich erste digitale Beratung wie Consulting 4.0 und Innovation um die Industrie 4.0. Auch hört man immer mehr von agilen IT-Dienstleistern. Ab dem 05.Juli wird unter diesem Link ein Folgeartikel zu finden sein, welcher aufzeigen wird, wie eine solche Organisationsentwicklung ausgestaltet sein kann.
Fazit: Es ist nicht mehr so einfach
Innovationen sind nicht mehr so einfach. Sie müssen nun den Kunden sprichwörtlich immer wieder vom Hocker hauen. Reine Optimierungen werden kaum noch wahrgenommen. Doch wie bringt man diese immer und immer wieder hervor? Es scheint wohl an der Organisation zu liegen. Doch wie das nun genau aussieht, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen.
Lesetipps:
- Artikel Tradition im Mittelstand
- Buch von Niels Urbach
- Buch von Niels Pfläging
- Weitere Artikel zum Mittelstand
Zusammenfassend sagen Ahlemann und Urbach: Der einzelne Mitarbeiter im Arbeitsplatz der Vergangenheit ist karriereorientiert, loyal und geduldig. Die Arbeitsmotivation ist entsprechend eher extrinsischer Natur. Der moderne Wissensarbeiter ist hingegen deutlich intrinsischer motiviert. Er ist als hedonistisch, individualistisch, ungeduldig und wechselfreudig zu charakterisieren. Das bedeutet für den Arbeitsplatz der Zukunft, dass er die Arbeit in wechselnden, verteilten und dynamischen Teamstrukturen virtuell wie physisch unterstützen sollte. Hierzu gehören beispielsweise einfache und auf verschiedenen Geräten verfügbare Kollaborationsplattformen, die Bereitstellung virtueller Arbeitsplätze, die auf jedem Endgerät verfügbar sind, oder auch umfassende Social Media-Systeme. Es bleibt also spannend, was sich als bestes Modell für die Innovation im Mittelstand herausstellen wird.
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Verwendete Quellen anzeigen
Niels Pfläging (2014). Organisation für Komplexität. München: Redline Verlag.
Urbach, N., & Ahlemann, F. (2016). Der Wissensarbeitsplatz der Zukunft: Trends , Herausforderungen und Implikationen für das strategische IT-Management. HMD – Praxis Der Wirtschafsinformatik, 53(1), 16–28. https://doi.org/10.1365/s40702-015-0192-7