Nach der Diagnose einer Entzündung des Innenohrs musste ich leider die letzten 6 Tage im Krankenhaus verbringen. Aktuell sitze ich in der Krankenhaus Lobby meiner Station und beobachte seit Tagen die Schwesternschaft und gehe in den Dialog mit verantwortlichen Ärzten. Ich fand es deutlich spannend, dass diese trotz der geringen Zeit für ein Gespräch offen waren, als diese von meiner Doktorarbeit erfahren haben. Thema dieses Gesprächs war natürlich Digitalisierung und Agilität.

Status Quo – Eine Formalität verwaltungstechnischer Art

Schon bei meiner Einweisung in das Krankenhaus wurde ein hoher Stapel an Papier jeder Art produziert. Gerüstet mit diesem machte ich mich mutig auf in die Station. Testergebnisse, persönliche Daten und irgendwelche Aufklärungsbögen waren darin enthalten. Am Ende durfte ich jedoch feststellen, dass das wichtige Formular, welches meine Einweisung in die Station veranlasste, fehlte. Doof! Also machten die Chef-Schwester und ich uns auf die Suche nach diesem Formular. Das ganze hat mich an wenig die Szene aus Asterix und Obelix erinnert (Passierschein A38). Nachdem das Formular gefunden wurde und ich endlich in mein Bett konnte stand jeden Tag eine Visite an. Spannend war jedoch, dass der Stapel mit den Papieren aller Art keine Bedeutung mehr zu haben schien. Denn alle Daten wurden neu aufgenommen. Bis zu diesem Punkt stelle ich jedoch wenig Fragen und war noch etwas benommen von den vielen Tests. Bei der Visite wurde täglich der große Stapel an Papier angeschaut und durch weiteres Papier angereichert.

Digitalisierung Krankenhaus
Gefühl bei der Suche nach dem Forumlar 365 aus einer Szene von Asterix erobert Rom (Quelle eingebettet aus Youtube). „Asterix: Wir hätten gern den Passierschein A 38. Pförtner: Eintragung einer Galeere? Oh, da sind Sie hier falsch.“

Ergebnisse der Beobachtungen und Gespräche

Im Zuge meines Aufenthalts habe ich jede freie Minute der Mitarbeiter genutzt, um mich mit diesem über Ihre Arbeit auszutauschen und mit dem ein oder anderen Arzt ein Gespräch über die Digitalisierung im Krankenhaus zu führen.

Vorkommen von Agilität im Krankenhaus?

Agil? Scrum? Das waren wirklich keine besonders bekannten Wörter im Umfeld des Krankenhauses. Also erkläre ich mit etwas Ruhe die Prinzipien hinter Agilität und Scrum. Sowohl den Schwestern als auch mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Eigentlich ist das Leben auf der Station, neben vielen bürokratischen Prozessen, stark agil.

In täglichen Dailys tauschen sich Schwestern 2 Minuten pro Patient aus um ein sogenanntes Feature Team zu bilden (jede Schicht und jede Person hat die gleichen Informationen pro Patient). In der Visite wird jeden Tag vom Doktor das direkte Feedback vom Patienten eingeholt. Was mir besonders aufgefallen ist, ist die hohe Leidenschaft und Leistungsbereitschaft mit welchem der Großteil der der Belegschaft den Job nachgeht. Jeder ist Element eines intakten Teams zum Wohl des Patienten. Jede/r einzelne/r sah täglich den Sinn in der eigenen Arbeit.

Potentiale von Digitalisierung im Krankenhaus?

Kommen wir zur Digitalisierung. Nachdem ich bereits im Status Quo einige Einblicke gegeben habe zeigt sich ein hohes Potential der Vision zur Ausgestaltung einer digitalen Transformation. Jedoch gibt es sowohl negative als auch positive Aspekte.

Positive Aspekte der Digitalisierung im Krankenhaus

„Problem ist das viele Papier“ sagte mir meine behandelnde Ärztin. Täglich bemerkte ich wie wagenweise Akten durch die Gegend gefahren worden. Meist wurde mir ein Blatt in die Hand gedrückt mit welchem ich zu einem Test musste und ich kam mit 4-5 Blättern zurück. So hatte auch meine Akte eine statliche Größe am Ende meines Aufenthalts. Auch ist keine direkte Informationsübermittlung zwischen den einzelnen Departments gegeben. So könnten mit Hilfe von Cloud, Apps, Chatsystemen, Logs oder sogar durch den Einsatz von z.B. iPads deutliche Mehrwerte erzielt werden. Dies würde sogar automatische Diagnosen und Warnungen zulassen. So könnten Ärzte und Schwestern gezielt entlastet werden.

Negative Aspekte der Digitalisierung im Krankenhaus

Insgesamt zeigt sich jedoch, dass das Krankenhaus auf die 100%ige (nicht 99,9%) Ausfallsicherheit von Unterlagen und Dokumenten angewiesen ist. Sollte also ein Cloud System ausfallen oder ein Fehler in der Datenanzeige passieren wäre dies fatal. Auch können Updates und Patches zu keiner Zeit durchgeführt werden, da eine Downtime zu keiner Zeit möglich ist. Das Krankenhaus ist immerhin 24h im Dauerbetrieb. Es bleibt also spannend wie sich eine Digitalisierung im Krankenhaus ausgestalten kann. Außerdem sind Patientendaten natürlich äußerst sensibel und ein hoher Datenschutz ist notwendig. Der Missbrauch dieser streng persönlichen Daten wäre fatal.

Mein Fazit: Agil aber nicht sonderlich digital

Was das Krankenhaus an Digitalisierung missen lässt, findet sich in einer hohen Agilität wieder, einer hohen Orientierung am Wohle des Patienten sowie an der unbewussten Orientierung der Werte von Scrum. Es gilt also nun konstruktiv eine Digitalisierung der Kernprozesse vorzunehmen und die Spannungsfelder von Fehlertoleranz und Ausfallsicherheit, um eine digitale Agilität zu erzielen, in Angriff zu nehmen. Limitierend muss ich sagen, dass ich kein Experte bin und die Prozesse nur aus meiner Sicht mitbekommen habe. Auch weiß ich nicht ob mein Krankenhaus repräsentativ ist oder nicht. Sie lesen hier nur meine Gedanken, welche ich aus den 6 Tagen  mitgenommen habe.

Waren Sie auch mal im Krankenhaus?

Schreiben Sie doch in die Kommentare was ihre Erfahrungen aus den Krankenhaus sind und teilen Sie mir mit welche Potentiale für Agilität oder Digitalisierung Ihnen aufgefallen sind. Insgesamt konnte ich auf jeden Fall die Langeweile gut damit überspielen einfach meine Forschung im offenen Feld weiterzuführen. Am Ende möchte ich jedoch alle Ärzte und Schwestern loben. Ich merke mit welchem Herzblut diese jeden Tag Menschen helfen! Meinen großen Respekt! Schauen Sie auch in meine Artikel zu einem agilen und vernetzten Team sowie den Artikel zum digitalen Zeitalter.

Genderhinweis: Seit Anfang 2022 achte ich darauf, dass ich immer genderneutrale Formulierungen verwende. Vor 2022 habe ich zur leichteren Lesbarkeit die männliche Form verwendet. Sofern keine explizite Unterscheidung getroffen wird, sind daher stets sowohl Frauen, Diverse als auch Männer sowie Menschen jeder Herkunft und Nation gemeint. Lesen Sie mehr dazu.

Rechtschreibung: Ich führe diesem Blog neben dem Job und schreibe viele Artikel in Bahn/Flugzeug oder nach Feierabend. Ich möchte meine Gedanken und Ansätze als Empfehlungen gerne teilen. Es befinden sich oftmals Tippfehler in den Artikeln und ich bitte um Entschuldigung, dass ich nicht alle korrigieren kann. Aber Sie können mir helfen: Sollten Sie Fehler finden, schreiben Sie mich gerne an! Lesen Sie mehr dazu.

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Autor

Ich blogge über den Einfluss der Digitalisierung auf unsere Arbeitswelt. Hierzu gebe ich Inhalte aus der Wissenschaft praxisnah wieder und zeige hilfreiche Tipps aus meinen Berufsalltag. Ich bin selbst Führungskraft in einem KMU und Ich habe berufsgeleitend an der Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl für IT-Management meine Doktorarbeit geschrieben.

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