Produktion ist “der Prozess der zielgerichteten Kombination von Produktionsfaktoren (Input) und deren Transformation in Produkte (Erzeugnisse, Output)“ (Gabler Wirtschaftslexikon). So weit, so gut – doch wie wird aus standardisierter Produktion eine agile Produktion? Schließlich zwingen steigende Marktvolatilität und wachsende Unsicherheit, produzierende Unternehmen förmlich dazu, die eigenen Produktionskonzepte stetig an sich verändernde Bedingungen zu assimilieren. Industrie 4.0 soll hier die vierte Industrielle Revolution darstellen: So sorgen smarte, digital vernetzte Systeme für eine automatisierte Produktion. Doch es sind nicht nur cyber-physische Systeme, welche die noch größtenteils bestehende Industrie 3.0 „upgraden“.
AGILE Produktion und neue Geschäftsmodelle
Einen ersten Trend hinsichtlich agiler Modelle zeigt Kaufmann (2015, S. 12): Der Fokus liegt bei diesem Ansatz nicht ausschließlich auf intelligent kommunizierenden Maschinen, sondern auf einer grundlegenden Anpassung oder gar Neuausrichtung der (bestehenden) Geschäftsmodelle. Einen Schritt hin zur Agilität machen hier vor allem angepasste Produkte und verkürzte Lieferzeiten. Im Fokus steht vor allem die Erhöhung der Qualität und die Verkürzung der Lieferzeiten.
Agilität in der Industrie 4.0
Der Weg bis zur agilen Industrie 4.0, ist noch weit. Kaufmann (2015, S. 15) zeigt anschaulich, dass sich diese neue, agile Industrie noch im Anfangsstadium befindet. Um hier eine Weiterentwicklung zu vollständig agiler Produktion voranzutreiben, muss eine ständige zyklische Reflexion erfolgen: Aus Maschinen-, Betriebs-, Produkt- und Geschäftsdaten müssen über Prognosen optimierte Abläufe bei der stückgenauen oder verbrauchsbasierte Abrechnung sowie bei Produktwert erhöhenden Diensten oder Zusatzprodukten (Mehrwertdienste) erfolgen. So muss stetig gelernt werden, welche Praktiken funktionieren und welche nicht.
Um an dieser Stelle anpassungsfähig zu bleiben, empfehlen sich folgende Vorgehensweisen:
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- Iterative und inkrementelle Entwicklung in festgelegten Zyklen (z.B. 4 Wochen)
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- Lieferung eines Teilprodukts oder Produktinkrements nach jedem Zyklus
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- Feedback und Korrektur nach jedem Zyklus
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- Iterative Änderung und Detaillierung der Produkt-Anforderungen nach jedem Zyklus
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- Fixiertes Budget und Ressourcen bei variabler Funktionalität
- Tägliche Abstimmung des Entwicklungsteams, auch mit den Stakeholdern
Lean ISt nicht gleich agil
Auch wenn sich eine schlanke Produktion durch sehr flache Hierarchien auszeichnet und viele Prinzipien agil wirken, ist die Lean Production an sich nicht vollständig agil.
Um Nachfragen der Kunden besser bedienen zu können, entstand die Produktionsphilosophie des „Agile Manufactoring“. Als Reaktion auf die Lean Production liegt der Fokus hier vor allem darauf, flexible Kundenwünsche zu erfüllen, ohne dabei neue Kosten zu verursachen oder bei Qualität einsparen zu müssen. Dabei ist die Idee des virtuellen Unternehmens der Vater des Gedanken: Beziehungen zu Zulieferern sollen flexibel und kurzfristig an jeweiligen Marktchancen ausgerichtet werden.
Die Lagersteuerung wird beim Agile Manufactoring als eher wenig relevant betrachtet. Die Erfüllung der Kundenwünsche und damit der Kundenzufriedenheit wird dabei mehr Bedeutung beigemessen, als die reine Produktionsmenge. Damit diese Ansprüche erfüllt werden können, braucht Agile Manufactoring eine autark und intelligent zusammenarbeitende Belegschaft. Die Struktur lässt sich dann auch als „agiles Unternehmen“ bezeichnen.
Agile Manufactoring
Hier sagt das Gabler Wirtschaftslexikon folgendes: Agile Manufactoring ist eine Produktionsphilosophie, die sich darauf konzentriert, die Nachfrage der Kunden durch flexible Produktionspraktiken zu befriedigen. Agile Manufacturing entstand als Reaktion auf die Lean Production. Sie unterscheidet sich durch die Konzentration auf die Erfüllung von Kundenwünschen, ohne Qualitätseinbußen oder zusätzliche Kosten hinzunehmen. Die Idee fußt auf dem Konzept des virtuellen Unternehmens und möchte flexible, oft kurzfristige Beziehungen mit Zulieferern aufbauen, wenn sich Marktchancen ergeben.
Zur Verdeutlich woher dieser Trend kommt, habe ich aus Slideshare eine Grafik nachgebaut. Sie zeigt wie agile Manufacturing und die agile Logistik effektiv zusammenarbeiten. Es zeigt sich, dass eine Menge an Trends auf einwirken und die Produktion eine lange Geschichte hat mit vielen Einflüssen rund um Lean, Agil und sonstigen Rahmenwerken.
Scrum und Holacracy in der Produktion
Auf dem Portal Produktion.de habe ich folgendes gefunden: Scrum ist die Umsetzung von Lean-Development für das Projektmanagement. Das Vorgehen ist bisher vor allem in der Software-Branche etabliert. Dabei arbeitet ein Team bereichsübergreifend schrittweise an der Entwicklung eines neuen Produkts. Aufgrund der Komplexität des Projekts ist dabei das Ergebnis im Voraus noch nicht exakt planbar. Macht also Scrum eine agile Produktion aus?
Scrum in der Produktion? Geht sowas? So sagt der Artikel dazu: Jetzt wird Scrum flächendeckend in der gesamten Fertigung bei allen Teams eingesetzt. Kleine Subteams treffen sich täglich zu Meetings an einem Visualisierungs-Board, sie besprechen die Arbeitspakete und die Zielerreichung. Dabei tauschen sie sich darüber aus, was ihnen helfen kann, das Ziel zu erreichen. Auch das Team, das sich um die Produktüberführung von der Entwicklung in die Produktion kümmert, das Team Production Engineering, arbeitet jetzt mit Scrum.
Weiterhin wird sogar Holacracy in der Produktion eingesetzt. Holacray als Beispiel für eine agile Produktion also? Das jüngste Beispiel ist vom Unternehmen Cinteo. Auf seiner Webseite sagt das Unternehmen: Die Automobilbranche durchlebt aktuell den bisher drastischsten Wandel und muss sich nie dagewesenen Herausforderungen stellen: Neue Mobilitätsanforderungen, neue Geschäftsmodelle und Umsatzquellen, neue Wettbewerber, neue regulatorische und Nachhaltigkeits-Anforderungen, kürzere Technologiezyklen und der zusätzliche Druck weiter schneller innovieren zu können, verändern grundlegend die bisher erfolgreiche Wertschöpfung und ihre Steuerung. Fähigkeiten in den Bereichen digitales Customer Engagement, E-Commerce und Geschäftsmodellentwicklung sind dabei kritische Erfolgsfaktoren.
Holacracy war für das Unternehmen also ein Weg dazu. So steht auf der Webseite: „Holacracy ist ein dritter Weg: Es bringt Struktur und Disziplin zu einem Peer-to-Peer-Arbeitsplatz. Für uns bedeutet das: Effektive Meeting-Formate, mehr Autonomie für unsere Mitarbeiter und einen einzigartigen Entscheidungsprozess mit stetiger Veränderung und Verbesserung!“
Doch wie setzt das Unternehmen das um? Ich habe mich mal auf der Webseite umgesehen und folgende Erkenntnisse gesammelt: Umgesetzt wird Holacracy durch Vision und Ideen sowie der Einbezug von Kundenfeedback in die Produktion. Zurückgegriffen wird außerdem auf die Idee der funktionalen Teams, welche ein Produkt anscheinend End-to-End produzieren statt nur eine einzelne Schnittstelle betreuen. Weiterhin wurden viele Querschnittsfunktionen geschaffen und KPI’s eingeführt. Soweit die Informationen auf der Webseite.
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Verwendete Quellen anzeigen
Timothy Kaufmann. (2015). Geschäftsmodelle in Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge: Der Weg vom Anspruch in die Wirklichkeit. Berlin: Springer Vieweg.
Martin, Christopher and Denis Towill (2015) An integrated model for the design of agile supply chains