Vorwort von Dr. Andreas Zeuch
Ich hatte Dominic erst via Twitter und dann via Xing kennengelernt. Im Laufe unseres Dialoges hatten wir angefangen, uns über das aktuelle und drängende Thema der „Neuen Arbeit“ auseinanderzusetzen. In diesem Zusammenhang hatte Dominic mein letztes Buch „Alle Macht für niemand. Aufbruch der Unternehmensdemokraten“ gelesen und heute veröffentlicht er hier die Rezension dazu. Damit wir alle mit den Herausforderungen einer gesellschaftlichen Transformation hin zu mehr Partizipation auch in der Arbeitswelt erfolgreich sind, bedarf es einer eng verzahnten Zusammenarbeit und eines fortwährenden Dialogs über die Risiken und Chancen demokratischer Arbeitsgestaltung. Die heutige Rezension ist ein Schritt mehr in diese Richtung, die ich voll und ganz unterstütze und die mich natürlich erfreut. Euch, lieben Leser und Leserinnen nun viel Spaß bei der folgenden Rezension.
Dr. Andreas Zeuch (*1968) begleitet als Berater, Trainer und Redner Unternehmen auf dem Weg zu mehr Mitbestimmung und Unternehmensdemokratie. Neben seinen Büchern hat Zeuch bis heute rund 70 Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht.
Demokratie in Unternehmen?
„In unserem Privatleben ist es die Regel, unser Leben selbst zu gestalten. Dagegen sind die Meisten in den Firmen daran gewöhnt worden, das eigenständige Denken und Handeln an der Pforte abzugeben.“ So beginnt der Teaser zum Buch: Alle Macht für Niemand von Dr. Andreas Zeuch. Doch welche Vorteile kann Unternehmensdemokratie bieten? Nachdem in einem ersten Artikel bereits die Realisierbarkeit von Demokratie in Unternehmen untersucht worden ist, soll nun auf Potenziale von Demokratie eingegangen werden. Hierzu habe ich die Publikationen von Dr. Andreas Zeuch identifziert und gebe einen kurzen Einblick in seine Überlegungen.
Unternehmen sind gefordert!
Warum sind Unternehmen gefordert? Welche neuen Begebenheiten fordern uns, Ansätze wie Demokratie und co in unsere Überlegungen einzubeziehen? Als Motivation für den Gedanken der Unternehmensdemokratie sieht Zeuch das Umfeld von Unternehmen, welches wesentlich dynamischer und komplexer ist als je zuvor. Zweitens führt dieser die Ansprüche der Generation Y an die Arbeitgeber an. Das heißt, dass sich laut Zeuch also folgende Herausforderungen ergeben:
- Entscheiden müssen schneller und direkter getroffen werden
- Innovationen entscheiden über die Zukunftsfähigkeit
- Führung muss einen Rahmen schaffen, in dem sich die innere Motivation frei entfalten kann.
- Mitbestimmung und Partizipation muss in Unternehmen gegeben werden
Unternehmen zum Mitreden!
Zeuch bemängelt, dass formale Hierarchien Entscheidungen nicht an den Stellen treffen, wo sie nötig sind. So behauptet Zeuch in seinem Buch auch, dass Entscheidungen in demokratischen Unternehmen schneller und besser sind. Er behauptet deswegen, dass eine demokratische Entscheidung sogar schneller ist und entkräftet damit ein ein Vorurteil gegen Demokratie. Seine Überlegung ist folgende: Zwar dauert die Findung dieser Entscheidung länger aber im Gegensatz zu einer formalen Entscheidung muss diese nun nicht aufwendig kommuniziert und alle Beteiligten „abgeholt und überzeugt“ werden. Zeuch stellt klar, dass die Umsetzung gemeinsamer Entscheidungen effizienter und effektiver ist, als einsame topdown Entscheidungen.
Ebenfalls kritisiert er formales Innovationsmanagement und „Command and Control“ Mechanismen. So entstehen laut Zeuch besonders viele Ideen dort, wo die MitarbeiterInnen zumindest bis zu einem gewissen Budget eigenverantwortlich Neues entwickeln und Prototyping betreiben dürfen. Bürokratisierte Konzerne lösen das Dilemma der Innovation dadurch, dass sie entweder Start-ups einkaufen oder ausgründen.
Wenn Mitarbeiter aber ständig gesagt bekommen, was sie zu tun und zu lassen haben, wird das auf Dauer weder deren Kreativität noch den Willen, neue Ideen einzubringen, fördern (Andreas Zeuch).
Macht Unternehmensdemokratie Unternehmen agiler?
Zusammenfassend sieht Zeuch also folgendes Problem: „Oft fehlt es auch am nötigen Vertrauen, stattdessen herrscht ein Klima des Misstrauens, der Kontrolle und Bestrafung“. Unternehmensdemokratie soll also genau dieses Dilemma verändern. Er möchte durch Demokratie Mitarbeiter direkt am Unternehmen beteiligen und sieht dies als Möglichkeit, die Steuerung des Unternehmens direkt an den Berührungsflächen zwischen Markt und Kunden auszulagern.
Je mehr Menschen an Entscheidungen beteiligt sind, desto mehr Perspektiven fließen ein (Andreas Zeuch)
Doch wann sind Unternehmen eigentlich demokratisch? Wie demokratisch muss ein Unternehmen sein, damit es die bereits genannten Effekte erzielen kann? Zeuch unterteilt demokratische Unternehmen in 3 Reifegrade.
Schwach demokratisch sind Unternehmen, die operative Entscheidungen, also die jeweils eigene Arbeit durch die Belegschaft mitbestimmen lassen.
Mäßig demokratisch sind Unternehmen welche über taktische Entscheidungen mitbestimmen lassen. Dies sind Entscheidungen, welche über den eigenen Arbeitsbereich hinausgehen und größere Reichweite haben, wie etwa Personaleinstellungen.
Stark demokratisch sind Unternehmen dann, wenn zusätzlich zu operativen und taktischen auch strategische Entscheidungen, also die grundlegenden, existenziellen Fragen durch die Mitarbeiter mitbestimmt werden.
So treten also die möglichen Effekte mit zunehmender Demokratisierung auf. Zeuch limitiert, dass Demokratie nicht automatisch das Ende von Hierarchie und Führung bedeuten muss. Es kann also Führungspersonen geben, welche auf Zeit von der Belegschaft gewählt worden sind. Zu diesem Punkt habe ich mit Andreas Zeuch einen kurzen Dialog geführt und er stellt klar, dass es Führung geben MUSS und das sich Hierarchien automatisch einstellen, wenn man versucht, sie abzuschaffen. Seine Kernaussage dazu ist die Unterscheidung zwischen formal-fixierten Hierarchien und dynamischer Führung. Auf der anderen Seite sind Führungskräfte-Wahlen nur eine Spielart, so Zeuch. Es kann auch rotierende Systeme geben, oder Mitarbeiter können sich selbst als Führungskräfte vorschlagen, und werden dann angenommen – müssen aber nicht immer formal gewählt werden.
Insgesamt fördern die Überlegungen und Argumente von Andreas Zeuch die agilen Prinzipien der Forschung von modernen und zukunftsfähigen Unternehmen. Den Kern des Buches stellen viele Fallstudien und Interviews zum Thema Unternehmensdemokratie dar. Es zeigt also, dass die Überlegungen von Zeuch Anwendung finden und Unternehmen einen Mehrwert bieten können. Neben den Roundtables läuft aktuell ebenfalls eine Bachelorarbeit zu diesem Thema.
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Verwendete Quellen anzeigen
Zeuch, Andreas. (2015). Alle Macht für niemand. Aufbruch der Unternehmensdemokraten. Hamburg: Murmann Publishers GmbH