Sicher kennen Sie auch einen oder sogar mehrere solcher Personen, für die Empathie und Mitgefühl ein Fremdwort zu sein scheint. Und dennoch ist es nicht selten so, dass gerade diese Art von Menschen häufig erfolgreicher durchs Leben kommt und auch im Job meist höhere und einflussreiche Positionen erreicht. Unter Experten wird dieser Mix aus Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie auch die „dunkle Triade“ genannt. Die drei spezifischen Persönlichkeitsstörungen kommen im beruflichen Alltag dabei häufig unter Führungskräften vor, die sich durch ihre Skrupellosigkeit und das Priosieren der eigenen Ziele und Bedürfnisse über das ihrer Mitmenschen den Weg in hohe Karriereposten regelrecht freiräumen.
In diesem Teil der Artikelreihe soll es dabei diesmal insbesondere um die Merkmale der Psychopathie gehen.
Was genau bedeutet der Begriff „dunkle Triade“ überhaupt?
Bevor ich jedoch in diesem Artikel näher auf die Psychopathie und damit die dritte der drei Persönlichkeitsstörungen eingehe, möchte ich zunächst den Begriff „dunkle Triade“, in Bezug auf Bedeutung und Herkunft, genauer definieren.
Vor mehr als 15 Jahren konzipierten die Psychologen Delroy Paulhaus und Kevin Williams (University Vancouver) das Schema der „dunklen Triade“. Das Raster beschreibt dabei die drei spezifischen Persönlichkeitsstörungen Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Bei ihren Forschungen stellten die Experten dabei fest, dass das Vorkommen einer oder mehrerer der drei Komponenten der „dunklen Triade“ insbesondere bei Führungskräften stark vertreten ist. Die Ergebnisse der Forschungen zeigten, dass Angestellte sich in ihrem Job häufig stark verstellen um durch das Zufriedenstellen ihrer Vorgesetzten eine gute Stellung im Beruf zu erlangen. Führungskräfte hingegen besitzen häufig größere Freiheiten und müssen sich weniger stark „beweisen“. Dadurch neigen sie eher dazu, auch im Job „sie selbst“ zu bleiben und die eigene Persönlichkeit bewusst und vorsätzlich zum eigenen Vorteil einzusetzen.
Folgende Abb. 1 zeigt dabei, wie sich die einzelnen spezifischen Persönlichkeitsstörungen dabei in der Realität abzeichnen können. Möglicherweise können auch Sie selbst einen solchen Typus in ihrem beruflichen Umfeld wieder erkennen.
Persönlichkeitsstörungen der „dunklen Triade“: Die Psychopathie
Resistent und kalt gegenüber Gefühlen gleichzeitig aber auch gekennzeichnet durch sprunghafte und impulsive Verhaltensweisen. So wird der milde Psychopath innerhalb der „dunklen Triade“ definiert. In der Arbeitswelt zeichnen sich Menschen mit solchen Persönlichkeitsmerkmalen häufig durch einen kühlen Kopf, Souveränität und Schlagfertigkeit aus.
Was sich auf den ersten Blick als positive Eigenschaften, ja vielleicht sogar als persönliche Stärken vermuten lässt, wird auf Basis der Psychopathie jedoch nur zum eigenen Vorteil bzw. für den eigenen Zweck genutzt. Und gilt meist noch immer als regelkonform und alltagstauglich.
Während die allgemeine Definition von „Psychopath“ sich eher auf eine Störung mit klinischem Hintergrund bezieht, spricht man in der Arbeitswelt und im Bereich der „dunklen Triade“ daher eher vom milden Psychopathen.
Milde Psychopathen in der Arbeitswelt
Insbesondere auch in Führungspositionen aufzufinden, zeichnen sich Menschen mit dieser spezifischen Persönlichkeitsstörung durch ihre Gefühlskälte und Skrupellosigkeit im Berufsalltag aus. Ganz nach dem Muster in Abb. 1 („Gefühle haben hier nichts zu suchen!“) reagieren sie oft unsensibel und überdenken das eigene Handeln und dessen Einfluss auf andere meist garnicht. Schuldgefühle oder Reue sind hier meist ein Fremdwort. Zudem führt ihr sprunghaft-impulsives Verhalten häufig dazu, dass Kritik nur schwer oder mit aggressivem Widerstand entgegengenommen werden kann. Teilweise sogar nur mit Anwendung von Gewalt.
Dennoch verlaufen solche Verhaltensweisen nur selten in die Illegalität. Dennoch haben sie aber meist einen großen Einfluss auf Mitarbeiterbeziehungen bzw. das allgemeine Arbeitsklima am Arbeitsplatz. Durch das fehlende Verständnis für die Bedürfnisse von Mitmenschen sind milde Psychopathen häufig sehr resolut, charismatisch und durchsetzungsstark. Gleichzeitig bleiben sie in Stresssituationen häufig ruhig und verfallen weniger in Unsicherheiten. Dies führt häufig auch dazu, dass sie tendenziell eine höhere Bereitschaft für den Eingang von Risiken vorweisen.
Und genau durch diese scheinbar positiven Charaktermerkmale gelangen Menschen mit einer solchen Persönlichkeitsstörung oftmals in ranghohe Positionen. Dort haben sie schließlich meist großen und vor allem negativen Einfluss auf das Arbeitsleben ihrer Mitmenschen und Kollegen.
Psychopathie: Einbindung in die Unternehmensstrategien
Da es sich oftmals nicht verhindern lässt, Mitarbeiter mit dieser spezifischen Persönlichkeitsstörung nicht in der eigenen Belegschaft vorzufinden, sollten diese Menschen möglichst effektiv eingesetzt werden. So können zum Beispiel Durchsetzungsstärke und Risikofreude für das Erlangen bestimmter Unternehmensziele, wie bspw. Fusionen oder betrieblichen Umstrukturierungen, gewinnbringend eingesetzt werden.
Dennoch sollte auch hier mit Vorsicht gehandelt werden. Die mit dieser Persönlichkeitsstörung eingehenden Charakterzüge haben nämlich auf der anderen Seite auch zur Folge, dass das Commitment gegenüber Prinzipien, Vereinbarungen und Loyalität eher niedrig ist. Das bedeutet, dass milde Psychopathen kaum Sozialverantwortung aufweisen und sich gegen densozialen Austausch lehnen. Vertrauen, Kooperation und Ressourcenaustausch gehören dabei weniger zum beruflichen Alltag als das Übergehen der Rechte anderer, sogar der von Kunden.
Gleichzeitig können mile Psychopathen in Führungspositionen schlechten Einfluss auf die Leistung ihrer untergeordneten Mitarbeiter nehmen, indem sie das Arbeitsklima nachhaltig negativ beeinflussen. Gleichzeitig zeigen sie eher wenig Motivation daran, Mitarbeiter und Kollegen zu unterstützen und fördern. Dadurch kann es bei untergeordneten Mitgliedern der Belegschaft zu Frust sowie einer geringen Abreitszufriedenheit kommen. Was sich wiederum fatal auf deren Arbeitsergebnisse und das Erreichen von Unternehmenszielen auswirken kann.
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