Mit Blick auf aktuelle Studie wie z.B. von Hays zeigt eine Befragung aus über 1000 Führungskräften, dass 69% der Befragten Agilität für immer wichtiger halten. Wichtige Ziele geordnet nach Nennung sind:

  • Flexibilität (55%)
  • Schnelligkeit (51%)
  • Vernetzung (46%)
  • Anpassung (43%)
  • Selbstorganisation (43%)

Was sich allerdings in der Befragung auch zeigt, dass die Umsetzung z.B. agile Methoden nur zögerlich eingesetzt werden. Nur 11% der Befragten (alle Branchen und Fachbereiche) nutzen Scrum und nur 19% Design Thinking. Laut der Befragung sind die aktueller Blocker (und damit wichtigen Vorraussetzungen):

  • Klare Verantwortlichkeiten und „Macht“ für die agilen Rollen (31%)
  • Neuausrichtung der Prozesse und Organisation (28%)
  • Kaum Vertrauen und Druck des Managements (26%)

Der „Agilitätsbeauftragte“ im Unternehmen

Ich erlebe oft, dass es im Unternehmen einen Mitarbeiter (z.B. agile Coach) gibt, welcher Agilität ohne jegliche „Macht“ einführen soll. Er berichtet regelmässig an das Management und beschwert sich in der Regel über zu wenig bis kaum Rückhalt. Ich halte deswegen gerade den Rückhalt und auch die Mitarbeit des Managements für die aller wichtigste Voraussetzung von Agilität im Unternehmen.

Meine Erfahrung: Wie bei jedem Projekt im Unternehmen ist es so: Will das Management etwas, dann wird es passieren!

Der „Agilitätsbeauftragte“ zwische Frust und Euphorie

Oft erhalte ich Anrufe von Mitarbeitern, welche Agilität im Unternehmen treiben wollen. Neben viele tollen Beispielen von guter Unterstützung des Managements finde ich auch drei Frustpunkte:

  • Das Management möchte Agilität nicht und der Mitarbiter möchte das Konzept näherbringen
  • Das Management unterstützt den Mitarbeiter nicht genug
  • Das „Projekt Agilität“ wurde beendet und es findet sich eine hybride Arbeitswelt, welche allerdings nicht die Vorteile aus beiden Welten vereint.

Ein weiterer Grund ist auch einfach, dass die Not im Unternehmen nicht groß genug ist oder das Management einfach andere Themen auf der Agenda hat. Es gilt deswegen für Sie nun das Management zu überzeugen.

Tipps: Das Management überzeugen

Geben Sie nicht auf und bleiben Sie dran! Ich möchte im folgenden einige Tipps geben das Management zu überzeugen. Dies geschieht vor allem auf menschlicher Ebene.

1. Der günstige Zeitpunkt

Wählen Sie einen günstigen Zeitpunkt. Manchmal sind Menschen einfach im Kopf durch zu viele Themen einfach zu. Es lohnt sich manchmal das Thema 2-3 Monate ruhen zu lassen und dann wieder anzugreifen oder in Etappen anzugehen.

Geduld ist ein Baum, dessen Wurzel bitter, dessen Frucht aber sehr süß ist.

Unbekannter Autor

Lesetipp: Too busy to improve

2. Framing

Die nächste Tipp ist Framing. Framing wird häufig von gewandten Politikern verwendet. Es bedeutet, dass Sie ein Argument in positive Worte oder Bilder einrahmen. Sie beeinflussen im Frame die Wahrnehmung der Person durch gewisse Botschaften.

Ein Beispiel sind „Loss“ und „Gain“ Frames wie: „Wer raucht stirbt schneller“ und „Wer aufhört zu rauchen lebt gesünder“. Die erste Botschaft vermittelt Angst und die zweite Botschaft etwas positives.

Bilden Sie also Botschaften und framen Sie Agilität mit Worten wie Sicherheit, Schutz oder Zukunft. Beispiele solcher Frameing Botschaften sind:

  • Agilität schützt vor Umsatzeinbruch
  • Agilität schützt bei neuer Konkurrenz
  • Agilität sichert zukünftige Aufträge

3. Chamäleoneffekt

Der Nutzen des Chamäleoneffekt ist es die Distanz zu ihrem Gegenüber, dessen Vorbehalte oder Aggressionen abzubauen. Ich merke leider oft, dass Mitarbeiter wie Mitarbeiter sich Verhalten und auch argumentieren. Obwohl wir auch im Management danach streben auf Augenhöhe zu sein, ist es noch nicht immer so. Der sogenannte Chamäleoneffekt ahnt Sprache, Argumentation und Mimik des Gegenüber nach.

Achtung: Niemals den Gegenüber nachäffen sondern behutsam damit umgehen.

Hintergrund ist das menschliche Bedürfnis nach Harmonie und Symmetrie. Sie finden eine Person sympathischer, wenn Sie ähnlich sind. Seien Sie also wie ein Manager. Als erstes übernehmen beobachten Sie folgende Verhaltensweisen und widmen sich anschließend der Mimik:

  • Sprechweise (Hochdeutsch, Dialekt,…)
  • Sprechtempo (schnell, langsam…..)
  • Betonungen (auf gewisse Wörter oder Satzenden)
  • Wortwahl (verwendet die Person z.B. oft das Wort super, cool….)

4. Stellen Sie die richtigen Fragen

Es ist immer wichtig die richtigen Fragen zu stellen. Diese helfen den Management wichtige Entscheidungen zu reflektieren und darüber nachzudenken. Überlegen Sie sich also sinnvolle Fragen und geben Sie den gegenüber Zeit darüber nachzudenken. Ein Beispiel sind drei Arten der möglichen Fragen:

  • Warum-Fragen: Warum haben wir keine Zeit für die agile Transformation?
  • Beispielhafte Fragen: Können Sie mir ein Beispiel nennen wo sich der Zeitmangel zeigt?
  • Wortlose Fragen: Schweigen Sie einfach und lassen Sie Person reden. Strategische Gesprächspausen können Wunder bewirken.

5.Gewinnen Sie wichtige Stakeholder

Wir richten uns ständig an den anderen „wichtigen“ Menschen um uns aus. Wir lassen uns dadurch beeinflussen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir einer Person folgen, die wir mögen oder als Autorität sehen.

Dies ist auch so, wenn die Person „nur“ ein normaler Mitarbeiter ist. Eine effektive Möglichkeit, dies zu Ihrem Vorteil zu nutzen, ist es, diese Menschen für Ihr Projekt zu gewinnen und um Unterstützung bitten.

Fazit

Sie merken, dass es gilt das Management zu überzeugen und die wichtigen Entscheider immer wieder bei der Stange zu halten. Dazu habe ich einige Tipps gegeben. Aber nicht immer helfen diese Tipps. Bevor Sie nun aus Frust den Arbeitsplatz wechseln, sollten Sie es nochmal mit voller Kraft probieren.

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Genderhinweis: Seit Anfang 2022 achte ich darauf, dass ich immer genderneutrale Formulierungen verwende. Vor 2022 habe ich zur leichteren Lesbarkeit die männliche Form verwendet. Sofern keine explizite Unterscheidung getroffen wird, sind daher stets sowohl Frauen, Diverse als auch Männer sowie Menschen jeder Herkunft und Nation gemeint. Lesen Sie mehr dazu.

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Autor

Ich blogge über den Einfluss der Digitalisierung auf unsere Arbeitswelt. Hierzu gebe ich Inhalte aus der Wissenschaft praxisnah wieder und zeige hilfreiche Tipps aus meinen Berufsalltag. Ich bin selbst Führungskraft in einem KMU und Ich habe berufsgeleitend an der Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl für IT-Management meine Doktorarbeit geschrieben.

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