Organisationen befinden sich in einem konstanten Wandel. Eine Kernaufgabe des modernen Managers ist es, Veränderungen gemeinsam mit Mitarbeitern durchzuführen und diese dabei aktiv einzubeziehen. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und sich ständig ändernden Marktbedingungen ist es wichtig, ein Unternehmen zukunftsfähig auszurichten. Dies hat Frederic Laloux in seinem Buch Reinventing Organizations die Organisationsentwicklung der letzen 100.000 (!) Jahre genau untersucht und gibt Hinweise, wohin sich moderne Organisationen bewegen sollten.
Reinventing Organizations
Laloux gibt in seinen Buch Einblick in seine Forschung zum Thema Organisationsentwicklung. Dazu bewegt sich der Author sogar bis zu 100.000 Jahre zurück. Er hat jeder der Epochen eine Farbe zugeordnet und diese genau charakterisiert. So starten wir unsere Zeitreise von über 100.000 Jahren Organisationsentwicklung. Ich werde im Text nur ganz kurz auf die einzelnen Phasen der Entwicklung eingehen, da ich nicht zu viel vom eigentlichen Inhalt des Buches verraten möchte.
Entwicklungsstufen von Organisationen
Alles begann vor 100.000 Jahren. Wir versetzen uns in die Lage der Menschen in dieser Zeit. Die Welt wurde von mächtigen Stämmen und Häuptlingen regiert. Laloux bezeichnet solche Stämme als impulsive Organisationen und gibt ihnen die Farbe Rot. Dieses Szenario ist zu vergleichen mit den Strukturen der Mafia oder von Straßengangs. Befehlsautorität und ständige Machtausübung waren an der Tagesordnung. Ein Stammeshäuptling oder Alphawolf im Wolfsrudel musste sich täglich behaupten und seine Widersacher bekämpfen sowie klare Anweisungen geben.
Reisen wir nun einige Jahre weiter und begeben uns nur noch 1000 Jahre zurück. Die Welt wird dominiert von Kirche und Militär. Laloux definiert diese als konformistische Organisationen und teilt ihnen die Farbe Bernstein zu. Formalisierte Rollen in Form einer Pyramide und Stabilität waren der höchste Wert. Diese Epoche war geprägt von Gruppennormen und Regeln der Gemeinschaft.
Wieder einige Jahrhunderte später erreichen wir die industrielle Revolution und die Zeit der ersten wirklichen Unternehmen. Wir erleben die ersten profitablen Organisationen, wie wir sie heute kennen. Innovation und Verlässlichkeit waren an der Tagesordnung. Man musste besser sein als die Konkurrenz. Den Mitarbeitern wurden nun erste Freiheiten dabei gegeben, wie sie Aufgaben erledigen konnten.
Doch was kommt nun? Wohin steuern moderne Unternehmen? Welche Eigenschaften werden moderne Organisationen mitbringen müssen? Laut Laloux wird dies zur Farbe „Grün oder Teal“ tangieren: sogenannte pluralistische Organisationen, vergleichbar mit einer Familie. Werte, Einbeziehung aller Stakeholder und Orientierung an einer Kultur beschreiben diese neue Form.
Fazit und Farben
Wenn man sich das Diagramm von Laloux „Reinventing Organizations“ genau anschaut, merkt man, wie schnell sich Organisationen verändern. Waren es früher mehrere Jahrhunderte, sind es nun nur noch ein paar Jahre bis zur nächsten Stufe der Evolution. Fassen wir die Entwicklung noch einmal anhand der Farben zusammen.
- Rot: Gib mir, was ich will
- Bernstein: Regeln und Normen der Gruppe
- Orange: Erfolg und Innovation (Wissen)
- Grün: Zusammengehörigkeit und Harmonie (Werte)
- Teal: Zweck der Organisation, Service für die Welt, Identifikation
Und was kommt dann?
Laloux geht sogar noch einen Schritt weiter und deutet die nächste Farbe Petrol an. Er nennt solche Organisationen „evolutionär“. Die Farbe Petrol wirkt laut der Farbenlehre beruhigend und kraftvoll zugleich. Weitere Informationen gibt Laloux jedoch bisher noch nicht preis.
Ist Grün oder Petrol gleich Holacracy, Soziokratie oder Demokratie?
Steht also eine dieser letzen beiden Farben für das Konzept von Robertson und Co.? Ich habe bereits ausführlich über Holacracy, Demokratie oder Soziokratie in einem anderen Artikel geschrieben und muss zusammenfassend sagen, dass grundlegend jedes der Modelle die Farbe Petrol in Laloux‘ Modell sein kann. Dies zeigt sich am starken Fokus auf dem Zweck von Organisationen. Aber auch die Gemeinsamkeit mit der Biologie anhand der Fallbeispiele von Molekülen und Atomen klingen für mich nach genau dieser evolutionären Unternehmensform. Haben wir die nächste Stufe also schon erreicht? Dies soll ein Thema des Roundtables zu Agilität werden, da wir aktuell nicht sicher sein können, ob diese Modell-Unternehmen wirklich evolutionär gestalten können oder ob der Wandel eigentlich von anderen Faktoren abhängt.
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Verwendete Quellen anzeigen
Laloux, F. (2015). Reinventing Organisations. München: Vahlen Verlag.