In letzter häufen sich schlechte Nachrichten. Die Deutsche Bank will 18.000 Stellen abbauen und sind damit nicht alleine. Allein 7.000 will Volkswagen streichen, 5.400 bei Ford, 4.500 bei Bayer, 4.000 bei Thyssenkrupp, 1.400 bei Siemens und auch Kabelgigant Leoni plant 2.000 Stellen zu streichen.

Wie sehen Sie aktuell die IT-Branche? Ist sie auf einem Wachstumskurs oder stagniert durch die zahlreichen Krisen der potentiellen Kunden der IT-Dienstleister? Wenn man mich fragt, sage ich oft: Ich habe schon seit längeren das Gefühl, dass die IT-Branche nicht mehr so rosig wächst wie noch vor vielen Jahren.

Auf der einen Seite sehe ich, dass IT-Consulting Firmen doch einige Consultants ohne Projekt haben und auf der anderen Seite lese ich immer wieder, dass tausende IT-Stellen gesucht werden und jedes Unternehmen erzählt mir, wie händeringend IT-Experten gesucht werden.

In diesem Artikel möchte ich deswegen der Frage nachgehen: Ist die IT-Branche nahe einer Rezession?

Was sagen Magazine und Experten?

Als erstes habe ich aktuelle Artikel und Magazine angeschaut. Ich möchte Ihnen jeweils drei ausgewählte Artikel aus Magazinen zeigen, welche jeweils eine der beiden Thesen (Rezession Ja/Nein) vertreten. Im Folgenden finden Sie die sechs ausgewählten Artikel und die wichtigsten Inhalte.

Pro: die Konjunktur geht zurück

Einen ersten Artikel habe ich im Fokus gefunden: „Es ist grotesk, wie die Rezession in Deutschland weggeredet wird„. Inhalt ist, dass der Finanzminister Olaf Scholz jüngst das Wachstum auf 0,5% halbiert hat. Auch statistisch geht das Wachstum deutlich unter die Schätzungen der Analysten. Gründe sind die Tatsachen, dass die Aufträge einbrechen aufgrund von Ereignissen wie den Handelskrieg zwischen den USA und China, die eher aktuell schwache Konjunktur in China, die Rezession in Italien und die Sorgen vor einem Brexit.

Einen weiteren Artikel, welcher die Rezession im ersten Artikel bestätigt, habe ich in der Welt gefunden: „Bechtle erwartet 2019 deutlich geringeres organisches Wachstum“ Inhalt ist, dass Bechtle Chef Thomas Olemotz sagt: „Das organische Wachstumstempo des ersten Quartals “werden wir konjunkturbedingt im weiteren Jahresverlauf voraussichtlich nicht halten können” – Hintergrund ist, dass der Manager von einer schwachen Konjunktur spricht: “Wenn die Konjunktur erlahmt, spüren wir das früher oder später, auch wenn die IT-Konjunktur zuletzt relativ robust war”.

Einen anderen spannenden Ansatz habe ich in der T3N gefunden. „Fachkräftemangel – IT-Spezialisten sind den meisten Firmen zu teuer„. Inhalt ist, dass Unternehmen kaum noch wachsen, da keine Fachkräfte gefunden werden. Grund ist aktuell, dass die Mehrzahl der Bewerber so teuer ist, dass diese in z.B. Consulting nicht mehr gewinnbringend eingesetzt werden können. Das fehlende Personal hemmt damit das Wachstum der IT-Unternehmen.

Contra: Wachstum immer noch auf hohen Niveau

Auf der anderen Seite finden sich auch Artikel, welche das starke Wachstum des IT-Markt zeigen. Einen ersten Artikel habe ich in der T3N gefunden: „Digitalisierung – 40.000 neue IT-Jobs in 2019„. Inhalt ist, dass 40.000 neue Jobs in Deutschland geschaffen werden und der Bedarf an IT-Arbeitsplätzen immer höher wird.

Ein weiterer Artikel ist von Heise: „Fachkräftemangel: Zahl der offenen Informatikerstellen auf Höchststand„. Inhalt ist, dass die Zahl unbesetzter IT-Stellen einen Rekord erreicht hat. Laut des Artikels sind es 54.000 Stellen und es dauert durchschnittlich 132 Tage einen IT-Spezialisten einzustellen. Auch konnten von 23.000 Arbeitslosen IT-Spezialisten knapp 10.000 erfolgreich vermittelt werden.

Ein letzter Artikel findet sich im Magazin Computerwoche: „Software- und IT-Services-Markt wächst um fünf Prozent„. Inhalt ist, dass durch Cloud und Big Data Migrationen und umbauten der Markt stark wachsen wird. Der Artikel empfiehlt sich auf Trendthemen zu fokussieren.

Zwischenfazit

Ich denke, dass es gemischt bleibt. Auf jeden Fall zeigen die Ereignisse der letzten Jahre deutliche Auswirkungen auf gewisse Branchen aber der IT-Markt scheint in weiten Teilen weiter zu wachsen.

Um dies besser zu verstehen und mit Zahlen zu untermauern, habe ich einen weiteren Artikel in der Zeitschrift IT-Zoom gefunden. Das Magazin zitiert eine Bitkom Studie, dass das Wachstum der IT dieses Jahr nur noch 1,5% ist und damit die starken Jahre vorbei sind. Generell gibt es in der IT Gewinner und Verlierer. Hier einige Zahlen:

  • Am stärksten wachsen soll das Software-Segment – 6,3 Prozent auf 26,0 Mrd. Euro
  • Der Markt für IT-Dienstleistungen ebenfalls überdurchschnittlich um 2,3 Prozent auf 40,8 Mrd. Euro
  • Leicht rückläufig entwickelt sich dagegen das Hardware-Geschäft mit einem Minus von 0,7 Prozent auf 25,4 Mrd. Euro 
  • Erwartungen zufolge werden die Umsätze mit klassischen Desktop-PCs (-8,4 Prozent), Servern (-7,0 Prozent) und Multifunktionsdruckern (-3,8 Prozent) deutlich zurückgehen

Mein erstes Fazit ist, dass unsere Wirtschaft nicht mehr so stark wächst wie noch in den Jahren zuvor aber es immer noch Bereiche der IT-Branche gibt, welche sehr stark wachsen. Die folgende Statistik zeigt allerdings deutlich die Abnahme das starken Wachstums.

Wachstum der IT-Branche – 2019 geht das Wachstum zurück (Quelle AP-Verlag)

Was ist meine Erfahrung?

Mein erstes Gefühl wurde mittlerweile durch die Statistiken bestärkt. Ich möchte nun ein wenig stärker auf den IT-Markt eingehen. Wir haben durch die Artikel gelernt, dass einige Bereiche absteigend und andere Bereiche am wachsen sind. Doch wie sind meine Erfahrung als Insider im IT-Markt?

Pro: IT-Consulting in der Rezession – Insourcing der Konzerne

Mein erster Gedanke an eine Rezession kam, als ich hörte, dass zwei große Banken bei mir im Großraum und auch zahlreiche andere Großunternehmen die Zahl der externen Dienstleister senken und sogar vollständig ersetzen wollen und es auch zum 01.01.2019 getan haben. Mit Blick auf das Wachstum einiger IT-Dienstleister habe ich bemerkt, dass durch diese Trendwende die Mitarbeiter- und Umsatzzahlen der Firmen seit einiger Zeit eigentlich stagnieren und die Firmen zwar noch gutes Bestandsgeschäft haben, allerdings keine neuen Projekte kommen.

Weiterhin habe ich auf den letzten Jobmessen bemerkt, dass zwar noch viele Stellen ausgeschrieben waren aber nur sehr wenige im Vergleich zu den Jahren zuvor. Auch meine Kontakte, welche sich aktuell bewerben, sagen mir, dass Unternehmen nur noch sehr zögernd und selektiv einstellen. Angeblich sind aktuell keine direkten Projekte da. Ich glaube, dass das IT-Consulting aufgrund des Insourcing der Konzerne und der hohen Konkurrenzsituation in eine Rezession kommen wird.

Ein weiterer Trend ist die Cloudmigration rund um Amazon und Microsoft, was vor allem den Hardwarebereich trifft und zahlreiche Jobs sogar obsolet macht.

Contra: Produkthäuser und Open Source auf dem Vormarsch

Ich merke aktuell das, dass vor allem die Produkthäuser erzählen, dass sich ihre eigene Software hervorragend verkauft und man mit deutlichen Wachstum rechnet. Durch das Insourcing setzen Großkunden zwar nicht mehr Consultants aber auf externe Produkte.

Unternehmen setzen immer mehr auf Open Source. Laut einer Bitkom Studie wächst der Einsatz von Open Source über 7% pro Jahr. Dies bedingt die steigende Qualität der Open Source Lösungen. Gewinner sind einerseits Freelancer, welche Open Source Produkte für den Endkunden anpassen und natürlich die Open Source Anbieter selbst.

Weiterhin werden stark spezialisierte Wissensberatungen z.B. zu Big Data immer gebraucht werden. Berater als verlängerte Werkbank werden zwar nicht mehr so häufig in Unternehmen sein, allerdings spezialisierte Wissensdienstleister werden immer einen Platz haben.

Fazit

Es liegt klar auf der Hand, dass der IT-Markt nicht mehr so stark wächst wie noch die Jahre zuvor aber immer noch sehr stark wächst. Einige Bereiche in der IT wie klassische IT-Dienstleistungen oder Hardware sind stärker bedroht und schrumpfen sogar laut Prognosen. Es gilt jetzt die Trends um Cloud und Softwareentwicklung zu erkennen und sich zukunftsfähig aufzustellen, denn die Chancen sind immer noch da.

Befindet sich die IT-Branche einer Rezession?

Bildnachweis: https://pixabay.com/de/photos/analytik-grafik-diagramm-daten-3291738/

Genderhinweis: Seit Anfang 2022 achte ich darauf, dass ich immer genderneutrale Formulierungen verwende. Vor 2022 habe ich zur leichteren Lesbarkeit die männliche Form verwendet. Sofern keine explizite Unterscheidung getroffen wird, sind daher stets sowohl Frauen, Diverse als auch Männer sowie Menschen jeder Herkunft und Nation gemeint. Lesen Sie mehr dazu.

Rechtschreibung: Ich führe diesem Blog neben dem Job und schreibe viele Artikel in Bahn/Flugzeug oder nach Feierabend. Ich möchte meine Gedanken und Ansätze als Empfehlungen gerne teilen. Es befinden sich oftmals Tippfehler in den Artikeln und ich bitte um Entschuldigung, dass ich nicht alle korrigieren kann. Aber Sie können mir helfen: Sollten Sie Fehler finden, schreiben Sie mich gerne an! Lesen Sie mehr dazu.

Helfen Sie meinem Blog, vernetzen Sie sich oder arbeiten Sie mit mir

Sie haben eigene, interessante Gedanken rund um die Themenwelt des Blogs und möchten diese in einem Gastartikel auf meinem Blog teilen? – Aber gerne! Sie können dadurch Kunden und Fachkräfte ansprechen.

Ich suche aktuell außerdem Werbepartner für Bannerwerbung für meinen Blog. Sollte es für Sie spannend sein Fachkräfte oder Kunden auf Ihre Seite zu leiten, dann bekommen Sie mehr Informationen hier.

Tipp: Ich vergebe auch über den Blog eine gratis Zertifizierung zum Digital & Agile Practioner!

Vernetzen Sie sich in jedem Fall auf Xing oder LinkedIn oder kontaktieren Sie mich direkt für einen Austausch, wenn Sie gleich mit mir ins Gespräch kommen wollen. Werfen Sie auch einen Blick in meine Buchvorschläge zur Digitalisierung, vielleicht wollen Sie mir auch ein Buch empfehlen?

Ich arbeite gerne mit Unternehmen zusammen. Sie können mich ebenfalls gerne bezüglich folgender Punkte anfragen:



Autor

Ich blogge über den Einfluss der Digitalisierung auf unsere Arbeitswelt. Hierzu gebe ich Inhalte aus der Wissenschaft praxisnah wieder und zeige hilfreiche Tipps aus meinen Berufsalltag. Ich bin selbst Führungskraft in einem KMU und Ich habe berufsgeleitend an der Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl für IT-Management meine Doktorarbeit geschrieben.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen