Auch in der fertigenden Industrie spielt Agilität eine immer wichtigere Rolle. Die Digitalisierung der Produktionsprozesse ermöglicht heute schnellere Reaktionen auf Markt- und Kundenverhalten. Der unmittelbare Datenaustausch zwischen Unternehmen, die an unterschiedlichen Punkten der Wertschöpfungskette agieren, macht ganz neue JIT-Modelle möglich.

Angesichts der vorherrschenden Marktbedingungen ist die Entwicklung hin zur agilen Fertigung für viele Unternehmen mittelfristig auch kaum zu vermeiden. Die wirtschaftlichen Vorteile im Wettbewerb mit der Konkurrenz sind einfach zu groß. Gleichwohl haben die Lieferkettenkrisen der vergangenen Jahre auch gezeigt, dass JIT-Logiken in Krisenzeiten auch Risiken bergen. Bei der Umstellung der Produktion sollte das berücksichtigt werden.

Konkurrenzdruck

Gerade die deutsche Wirtschaft wird von einer Vielzahl von KMUs getragen. Viele dieser Unternehmen gehören zu den sogenannten „Hidden Champions“. Angesichts des Wettbewerbs aus Ländern wie China stehen diese Unternehmen in einem harten internationalen Konkurrenzkampf. Vor allem die Arbeitskosten in diesen Ländern sind deutlich niedriger als hier in Europa. Hinzu kommt in vielen Branchen ein hoher Innovationsdruck.

Die deutsche Solarbranche etwa ist nicht ausschließlich aufgrund fehlgeleiteter Wirtschaftspolitik gescheitert. Auch die Tatsache, dass neue Produkte in China deutlich schneller entwickelt und dann effizienter in Masse produziert werden konnten, spielte eine Rolle. Agile Unternehmen, in denen sich Agilität nicht allein auf das administrative Management in den White-Collar-Abteilungen beschränkt, können sich schneller anpassen. Sowohl die Entwicklung neuer Produkte als auch die notwendige Umgestaltung von Produktionsprozessen profitiert dabei von flexiblem Management. Die Betriebe bleiben damit auch mittel- und langfristig konkurrenzfähig.

Digitalisierung ist Trumpf

Um Fertigungs- und Produktionsprozesse so agil und flexibel wie möglich zu gestalten, müssen diese (soweit das noch nicht geschehen ist) möglichst weitgehend digitalisiert werden. Gerade mit Blick auf das Innovationspotenzial derIndustrie 4.0 ist das dringend erforderlich. Digital erfasste und begleitete Produktionsabläufe werden „programmierbar“ und können unmittelbarer in digitale Prozesse eingebunden werden.

Produktionsengpässe und Flaschenhälse in der internen wie externen Logistik können dadurch vermieden werden. Bei erhöhtem Bedarf können dann etwa bei Partnern rechtzeitig neue Edelstahlbleche nach Maß geordert werden. Ist das Unternehmen selbst Zulieferer für andere Betriebe, können diese die Produktionskapazitäten des Betriebs einfacher on demand abrufen.

Schnellere Anpassung an unterschiedliche Produkte

Die Digitalisierung und Nutzung moderner Fertigungsmaschinen hat zudem häufig den Vorteil, dass Produktionsstrecken sich schneller auf andere Produkte umstellen lassen. CNC-Maschinen, 3D-Drucker oder Metall Laserschneiden können oft mit sehr geringem Aufwand auf die Fertigung anderer Produkte konfiguriert werden. Das ermöglicht nicht nur die Fertigung kleinerer Chargen, sondern auch schnellere Innovationszyklen. Kleine Veränderungen an Produkten bzw. Bauteilen können so regelmäßig in den laufenden Produktionsprozess eingeführt werden. Selbst A/B-Tests verschiedener Produktvarianten sind denkbar.

Herausforderungen

Gerade für deutsche Unternehmen, die oft ein Image von Zuverlässigkeit kommunizieren, ist die Umstellung auf agiles Management in der Produktion oft kompliziert. Die schnellen Produktions- und Innovationszyklen machen die Unternehmen in diesem Punkt angreifbarer. Je schneller neue Produktvarianten produziert werden, desto anfälliger sind diese im Zweifelsfall auch für Fehler. Zuverlässiges Qualitätsmanagement, das durch alle Unternehmensebenen reicht, ist daher als Teil der Umstellung dringend erforderlich.

Fazit

Agilität ist ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit der fertigenden Industrie. Sie ermöglicht schnellere Reaktionen auf Marktveränderungen, effizientere Produktionsprozesse und kürzere Innovationszyklen. Trotz der Vorteile birgt die Umstellung auf agile Fertigung auch Risiken wie Lieferkettenprobleme und höhere Fehlerquoten in innovativen Produkten. Die Entwicklung hin zur agilen Fertigung ist angesichts des globalen Konkurrenz- und Innovationsdrucks dennoch unvermeidlich. Unternehmen, die diese Transformation erfolgreich meistern, stärken damit ihre Position im internationalen Wettbewerb.

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