Diskussionen um die Nutzungsmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz (KI) werden derzeit auf nahezu allen Ebenen geführt. In Unternehmen steht dabei vor allem die Frage im Vordergrund, wie sich innerbetriebliche Prozesse mithilfe von KI vereinfachen und beschleunigen lassen. Motive dafür sind vor allem das Bestreben, Kostenstrukturen zu optimieren und die Profitabilität zu erhöhen, aber auch Beschäftigte von zeitaufwendigen repetitiven Tätigkeiten zu entlasten und knappe personelle Ressourcen dort einsetzen zu können, wo sie am dringendsten benötigt werden und nicht durch Automatisierung ersetzbar sind. Einer der Bereiche, in denen der Einsatz von KI für Unternehmen besonders attraktiv sein kann, ist das Immobilienmanagement. Dies gilt sowohl für Unternehmen mit einem immobilienwirtschaftlichen Geschäftsmodell als auch für solche, die in anderen Branchen tätig sind und lediglich die von ihnen selbst genutzten Immobilien managen.

Immobilienmanagement wird immer mehr zum Datenmanagement

Der Hauptgrund dafür liegt in der Tatsache, dass das Bewirtschaften und Betreiben von Immobilien in immer stärkerem Maße mit der Erfassung, Analyse und Nutzung von Daten aller Art verbunden ist. Mag sein, dass der eine oder andere Immobilienkauf im privaten Bereich auch heute noch stärker durch „Bauchgefühl“ und emotionale Aspekte als durch eine nüchterne Analyse von Daten und Fakten geprägt ist. Doch professionelle Akteure können sich eine solche Vorgehensweise nicht erlauben. Vielmehr müssen sie in der Lage sein, ihre Entscheidungen vor internen Gremien, Investoren und gegebenenfalls auch externen Stakeholdern zu begründen. Dazu müssen vor jeder Transaktion im Rahmen der sogenannten Due Diligence zahlreiche wirtschaftliche und technische Daten sowie steuerliche und rechtliche Informationen erfasst und ausgewertet werden. Letztere können besonders dann sehr komplex sein, wenn es sich um sogenannte notleidende Immobilienprojekte mit entsprechendem Restrukturierungs- und Beratungsbedarfhandelt. Doch nicht nur im Zusammenhang mit Immobilientransaktionen, sondern auch bei der laufenden Bewirtschaftung und Verwaltung spielen die Verfügbarkeit von Daten und deren Nutzung eine immer wichtigere Rolle. Geraten Immobilieninvestments oder komplette Immobilienunternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage, können Defizite bei der Erfassung und Auswertung von Daten und das Ausbleiben rechtzeitiger Reaktionen auf problematische Entwicklungen, die daraus ablesbar wären, eine wesentliche Ursache dafür sein. Eine umfassende und effiziente Nutzung von Daten mithilfe von KI entwickelt sich somit immer mehr zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor im Wettbewerb mit anderen Unternehmen. Typische Anwendungsbereiche für KI in der Immobilienwirtschaft sind beispielsweise das effiziente Energiemanagement oder die automatisierte Mieterkommunikation. Können häufig auftretende Routinefragen von Mietern weitestgehend KI-basiert beantwortet werden, haben die Beschäftigten im Mieterservice mehr Zeit für diejenigen Fälle, in denen es um komplexere Probleme geht. Ein weiterer Bereich mit interessanten Potenzialen ist die Nutzung von KI zur Schadenvorhersage. So lassen sich auf Basis KI-gestützter Analysen innerhalb großer Immobilienportfolios diejenigen Gebäude ermitteln, bei denen die Wahrscheinlichkeit von bestimmten Schäden – wie beispielweise Heizungsausfällen – am höchsten ist. Dort können dann gezielt Sanierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen eingeleitet werden, bevor die entsprechenden Probleme tatsächlich auftreten. Auch im Investment- und Fondsmanagement erschließen sich immer mehr Anwendungsmöglichkeiten für den Einsatz von KI.

Mögliche Beiträge von KI zu mehr Nachhaltigkeit

Darüber hinaus kann die Nutzung von KI einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass Unternehmen umweltfreundlicher und nachhaltiger arbeiten. Das betrifft nicht nur Themen wie Energieeffizienz und Reduzierung oder Vermeidung von Emissionen. Ein Bereich, der in den kommenden Jahren noch stark an Bedeutung gewinnen wird, ist das Nachhaltigkeitsreporting. Waren in Europa in den vergangenen Jahren aufgrund der Nonfinancial Reporting Directive (NFRD) vom 22. Oktober 2014 nur relativ wenige Unternehmen zur Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten verpflichtet, so wird sich dies in den kommenden Jahren auf der Grundlage der 2023 in Kraft getretenen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vom 14. Dezember 2022 umfassend ändern. Künftig soll den Nachhaltigkeitsinformationen der gleiche Stellenwert zukommen wie den Finanzinformationen eines Unternehmens. Dabei erfolgt die Ausweitung der Berichtspflichten stufenweise. Praktisch umzusetzen sind die neuen Anforderungen vom Geschäftsjahr 2024 an, das heißt, für die ab 2025 zu veröffentlichenden Berichte. Zunächst betrifft dies nur diejenigen Unternehmen, die auch bisher schon zur Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten verpflichtet waren. Ein Jahr später müssen dann allerdings auch alle anderen „großen“ Unternehmen ein sogenanntes ESG-Reporting veröffentlichen. Als Abgrenzungskriterien dienen dabei eine Beschäftigtenzahl von mehr 250 Personen, ein Jahresumsatz von mehr als 40 Millionen Euro sowie eine Bilanzsumme über 20 Millionen Euro. Sobald zwei dieser drei Kriterien erfüllt sind, gilt das betreffende Unternehmen als groß. In der dritten Stufe soll die Berichtspflicht dann ab 2026 allgemein auf kapitalmarktorientierten Unternehmen ausgeweitet werden. Somit sind dann auch kleinere und mittlere Unternehmen berichtspflichtig, wenn es sich um börsennotierte Aktiengesellschaften handelt oder wenn sie eine börsennotierte Anleihe emittiert haben. Gerade im Immobilienbereich, wo für ein ESG-Reporting besonders viele Daten und Informationen zu berücksichtigen sind, lassen sich diese Herausforderungen nur mit einem erheblichen Aufwand bewältigen. Mithilfe von KI kann dieser jedoch weitgehend reduziert werden, sodass das gewünschte höhere Maß an Nachhaltigkeit für die Unternehmen auch wirtschaftlich realisierbar ist.

Author

Nach ihrem Studium im Jahr 2017 hat Anna eine Karriere in einer großen Unternehmensberatung im Bereich Organisationsentwicklung begonnen. Sie beschäftigt sich intensiv mit Veränderungsprozessen und dem Coaching von Mitarbeitenden im Change-Management.

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