In agil arbeitenden Unternehmen sind die Hierarchien üblicherweise flach. Das Team steht im Vordergrund und gearbeitet wird selbstorganisiert und autonom. Führungskräften fällt es manchmal schwer, dabei ihre Rolle zu finden, denn viele klassische Führungsaufgaben treten hier in den Hintergrund. Agiles Arbeiten und verantwortungsvolles Führen sind aber nur ein Scheinwiderspruch. Auch im agilen Unternehmen kommt Führungskräften eine besondere Rolle zu. Das Aufgabenspektrum sieht dabei mitunter etwas anders aus, ist aber nicht weniger herausfordernd. Einen groben Leitfaden dafür können diese Tipps bieten:
Präsent sein
Agile Führungskräfte sitzen nicht im sprichwörtlichen Elfenbeinturm hinter ihrem Schreibtisch. Sie sind präsent, sichtbar und ansprechbar. Viel öfter sind sie selbst vor Ort, statt sich durch Dritte Bericht erstatten zu lassen. Das klingt nach mehr Arbeit, macht aber eigentlich vieles einfacher und unkomplizierter. Denn wo direkt kommuniziert wird, kann auch direkt und ohne Umwege gehandelt werden.
Fehler und Probleme konstruktiv angehen
Einer der größten Pluspunkte der Agilität ist, dass sie offen für Veränderungen macht und diese auch schneller umgesetzt werden können. Das gelingt umso besser, wenn im Unternehmen eine positive Fehlerkultur herrscht. Und es ist Aufgabe der Führungskräfte, das zu vermitteln und auch vorzuleben. Es muss erlaubt und sogar erwünscht sein, Probleme zu thematisieren und Fehler als Teil eines Lernprozesses anzuerkennen. Das bedeutet mitunter auch, die eigenen Fehler offen als solche zu benennen und anzugehen.
Zu neuen Wegen ermutigen
Das agile Arbeiten ist noch nicht überall verbreitet und nicht jeder Mitarbeiter ist damit vertraut. Im Gegenteil, das alte Befehlsketten-Denken sitzt oft tief und Aufgaben einfach anzugehen und dabei vielleicht sogar neue Herangehensweisen auszuprobieren, fühlt sich anfänglich für viele Mitarbeiter falsch an. Sie sind an umfangreiche Planungen gewöhnt, die zig-fach „von oben“ abgesegnet werden müssen und fühlen sich damit sicherer.
Alte Ängste abzubauen, kann Raum für neue Kreativität schaffen. Neben Fehlertoleranz ist deshalb auch Ermutigung gefragt, um agile Prozesse anzustoßen.
Rahmenbedingungen definieren
Agiles Arbeiten bedeutet mehr Autonomie, aber es bedeutet nicht, dass Anarchie herrscht. Führungskräften kommt hier die enorm wichtige Aufgabe zu, klare Rahmenbedingungen für die Freiheiten der Mitarbeiter zu definieren. Und das ist manchmal gar nicht so einfach. Denn hier geht es darum, zwar einen Rahmen aufzustellen, der nicht jedem Mitarbeiter alles erlaubt, der aber auch nicht wieder zu sehr ins hierarchische Führen abgleitet.
Für beide Seiten ist es in der Regel am leichtesten, das zu definieren, was außerhalb der Entscheidungssphäre eines Mitarbeiters liegt und so dessen Grenzen definiert.
Ebenfalls sinnvoll ist es, den Fokus auf Teamentscheidungen zu legen, die auf Basis von Diskussion und Argumentation gemeinschaftlich durch Konsens getroffen werden.
Ein weiterer wichtiger Teil der Rahmenbedingungen sind Prinzipien, Leitbilder und Ziele. Sie bieten Orientierung und sorgen für die nötige Motivation. Wenn es Führungskräften gelingt, sie gekonnt zu formulieren und zu transportieren, werden sie gerade in agilen Unternehmen zum entscheidenden Erfolgsfaktor.
Feedbackkultur etablieren
Die agile Herangehensweise bietet viel Raum für Veränderung und Anpassung. Das Ziel ist dabei natürlich eine stetige Verbesserung und Optimierung. Die essenziellen Impulse dafür sollten Feedbackschleifen liefern. Die Analyse des Gewesenen zeigt nicht nur, was gut läuft und wo Verbesserungsbedarf besteht, sondern liefert häufig auch wertvolle neue Anreize.
Eine gut etablierte Feedbackkultur bietet Führungskräften zudem Raum für Anerkennung und Wertschätzung.