Immer häufiger fallen die Begriffe agile Organisation oder agile Unternehmen. Mit diesem Konzept wird ein fortschrittlicher und dynamischer Führungsstil verknüpft, der zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Schlagwort und wie sieht eine agile Unternehmensführung in der Praxis eigentlich aus? Im Folgenden geht es um dieses Konzept.
Was ist eine agile Organisation?
Eine agile Organisation ist eine Kombination aus NewWork und Bürokonzepten. Es handelt sich also nicht um einen alleinstehenden Prozess, der sich mit einer Anordnung umsetzen lässt, sondern um ein Paket von verschiedenen Methoden, Leitlinien und Herangehensweisen. Die agile Organisation betrifft hierbei primär interne Abläufe. Gleichzeitig haben diese Auswirkungen auf viele Prozesse und auch die Interaktionen mit Kunden des Unternehmens. Im Wesentlichen sind es fünf Kernpunkte, die ein agiles Unternehmen auszeichnen:
- Förderung der Selbstorganisation
- Laufende Verbesserung
- Vertrauen statt Kontrolle
- Fokus auf die Kundenbedürfnisse
- Flexible und flache Führungsstrukturen
Die agile Organisation betrifft alle Mitarbeitenden, von der Führung bis zur Produktion. Hierbei geht es vor allem um die Einbindung aller Personen in Entscheidungsprozesse. Das soll für mehr Eigeninitiative und Entscheidungsspielraum auf allen Ebenen sorgen. So arbeiten Fachabteilungen dynamischer und treffen Entscheidungen intern.
Dies wird zum Beispiel mit einer offeneren Kommunikation, weniger Vorgaben durch Vorgesetzte und Teamarbeit umgesetzt. Oftmals arbeiten agile Unternehmen in größeren Gruppen, die sich auch über Abteilungen hinweg dynamisch bilden und verändern. Diese Organisation in den Gruppen ist zudem den Mitarbeitenden selbst überlassen.
Agile Unternehmen gibt es in allen Branchen
Beispiele für agile und erfolgreiche Unternehmen gibt es viele. Oft wird angenommen, dass sich diese Form der Unternehmensführung vor allem in innovativen Start-ups und digital orientierten Sektoren etabliert hat. Eine agile Organisation ist jedoch grundsätzlich in Unternehmen aller Größenklassen sowie Branchen möglich.
Das zeigen zahlreiche Beispiele aus der Praxis. So treibt der Sportartikelhersteller Adidas seit 2015 den Umbau zu agilen Strukturen voran. Hier nutzt das Unternehmen verschiedene Bausteine der agilen Organisation. So gibt es eine Kompetenzerhöhung der Mitarbeitenden, die frei eigene Entscheidungen treffen können. Gleichzeitig agieren Führungskräfte flexibler innerhalb ihres Kompetenzbereichs und haben weniger enge Vorgaben. Ein wichtiger Bestandteil des agilen Konzepts von Adidas sind zudem flexible Produktionsstrukturen. Diese erlauben es, individuelle Produkte mit kurzer Vorlaufzeit zu fertigen.
Der Versandhändler Otto hat sich ebenfalls den agilen Strukturen verschrieben. Durch die Verschiebung hin zu einem agilen Unternehmen will Otto den Kunden sowie die Produkte in den Fokus stellen. Dies soll Vorteile auf dem dynamischen Markt bringen.
Auch NIC, ein IT-Systemhaus aus Göppingen, setzt auf agile Strukturen in der Organisation. Es handelt sich um ein Unternehmen aus dem digitalen Sektor. Diese werden häufiger mit agilen Strukturen in Verbindung gebracht. Hier zeigt sich auch ein Beispiel für die Mitarbeitereinbindung im Open-Space-Format, was ganz typisch für agile Strukturen ist. Bei Open Space handelt es sich um eine Option für die Umsetzung von offenen Strukturen im Teamformat. In einer Art Gruppenkonferenz kommt ein Team im größeren Umfang zusammen. In diesem Rahmen wird selbstständig eine Agenda erarbeitet. Bereits hier unterscheidet sich eine agile Organisation von der klassischen Unternehmensführung, wo ein Thema, Projekt oder Ziel von oben vorgegeben wird.
Im Gegensatz dazu bringt sich im Open-Space-Format jeder Mitarbeitende ein. So fließen mehr Ideen, Wissen und Kreativität in den Workshop ein. Davon profitiert logischerweise auch das Unternehmen. In der Regel finden sich dann mehrere Themenschwerpunkte, die den Start von Gruppen einläuten. An diesen Gruppen nehmen dann Mitarbeitende teil und verteilen sich nach eigenen Interessen. Auf diese Weise sorgt das Open-Space-Format dafür, dass sich motivierte Teammitglieder in Projekten engagieren.
Das sind die Vorteile von agilen Unternehmensstrukturen
In Unternehmen mit einer agilen Organisation laufen viele Prozesse mit flachen Hierarchien ab. Zudem sind die Entscheidungswege kürzer, da Mitarbeitende eigenverantwortlich aktiv sind. Das sind zwei der Punkte, die häufig als die zentralen Vorteile von agilen Unternehmen benannt werden. Tatsächlich hat das Konzept, bei korrekter Umsetzung, noch einige weitere positive Aspekte zu bieten.
So treffen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Entscheidungen schneller und dynamischer. Davon profitieren dann auch die Kunden eines Unternehmens mit agilen Strukturen. An Beispielen wird dies deutlich. Tritt ein Kunde mit einem Kundenberater oder einer -beraterin in Kontakt und wünscht sich etwas abseits des normalen Angebotsspektrums, dann erlauben es agile Strukturen, dass diese direkt auf die Wünsche eingehen können. In klassischen Strukturen wären sie vielleicht nicht berechtigt, eine Aussage zu dem Wunsch beziehungsweise der Umsetzung zu treffen. Viel mehr müsste der Kunde vertröstet werden, intern die Kommunikation mit Vorgesetzten und wahrscheinlich anderen Abteilungen angestoßen werden. Erst über diesen Weg, der eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, könnte überhaupt entschieden werden, ob die Idee des Kunden umsetzbar ist. Dies ist grundsätzlich ein Vorteil von agilen Strukturen, dass ein Fokus auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden vorhanden ist.
Gleichzeitig gilt dies auch für Projekte, Teamarbeit und andere interne Abläufe, die das Unternehmen betreffen. Ergebnisse stehen schneller bereit. Außerdem sorgt die konstante Kontrolle von Abläufen und Ergebnissen dafür, dass grundsätzlich kürzere Entwicklungsprozesse möglich sind. Ein weiterer Vorteil hiervon ist, dass Fehler schneller auffallen. Nicht zu unterschätzen hierbei ist auch die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durch mehr Freiheit und die Integration in Entscheidungen steigt die Identifikation der Mitarbeitenden mit der eigenen Arbeit. Es zeigt sich, dass dadurch die Qualität der Arbeit steigt und alle Beteiligten glücklicher sind.
Agile Strukturen sind somit für unterschiedlichste Unternehmen eine interessante Option. Solche Organisationsabläufe lassen sich grundsätzlich in allen Unternehmen integrieren.